Im Mai 2005 habe ich mir viel Urlaub genommen um via Schweiz, Österreich, Italien, Gardasee, Venedig, Triest, Pula in Kroatien und Slowenien mit dem Motorrad erneut die Alpen zu erkunden.

Was daraus geworden ist? Seht selbst!

Bilder gibt´s hier: Alpenbilder

Widrige Umstände sorgten für eine verspätete und entnervte Abreise. Ich machte mich wie üblich zunächst auf die 500 km Strecke zu meinen Freunden in der Schwäbschen Alb. Wer braucht schon einen Autoreisezug, wenn er statt dessen liebe Freunde besuchen kann. Ich legte noch einen Kaffeetrink-Päuschen bei Freunden in Frankenthal ein und kam dann ziemlich durchgefroren in Ebersbach bei Göppingen an. Es war vor allem im Rheinland eine extrem kalte Tour gewesen. Seit Tagen hatte es nur geregnet und die Temperaturen kraxelten nicht über 10 Grad.

 

So rechte Urlaubsstimmung wollte nicht aufkommen, da zu viel schief ging und mein Bruder, der mich in Bozen treffen wollte nicht sicher war ob er frei bekam. Ich machte mich am nächsten Tag, einem Mittwoch, zu meiner zweiten, wieder recht kalten, Etappe auf. Diese sollte mich nach Luzern führen, zu meiner Freundin Abby. Übrigens, wer schon meine anderen Touren gelesen hat, weiß, dass ich meist Freunde aus dem www.stargate-palace.de besuche.

 

Ich hatte Abby dort kennen und schätzen gelernt und da es die letzen Touren nicht geklappt hatte, hatte ich sie mir diesmal als Startpunkt auserkoren. Ab der Schweizer Grenze besserte sich das Wetter schlagartig. Ich war über Schaffhausen und Zürich gefahren und dort leider in den Feierabendverkehr gelandet und so stop-and-gote ich gen Süden.

In Luzern wurde ich gleich herzlich empfangen und ich schicke vorweg: Ich bin begeistert von den Schweizern und von meiner "Gastfamilie" im besonderen. Es war so schön, dass aus den geplanten 3 Tagen fast 6 Tage wurden. Wir gingen Bummeln, gingen ins Kino ("hach war der Film gut") und faulenzten oft. Ich konnte dem Hausherrn dann noch eine besondere Freude machen, denn er hatte seit über einem Jahrzehnt nicht mehr Motorrad gefahren. Er ging hinaus - fuhr los - kam lange nicht wieder und strahlte nur noch als er den Helm wieder absetzte. Am Abend infizierte er noch seinen Sohn (Sozius) mit dem Motorradfieber und bestand darauf, dass ich einmal monatlich nach Luzern komme. Einen Tag hab ich aber doch noch das Bike gesattelt und eine kleine Rundtour gestartet. 

Doch auch diese schöne Zeit ging vorüber und am Pfingstmontag setzte ich meine Tour fort. Noch immer war ich mit meinem Bruder in Bozen und Umgebung verabredet und die letzten Tage hatte ich fleissig die Karte studiert, welche Route die beste ist. Eigentlich gab es da nicht viel Auswahl, denn die meisten Pässe in der Schweiz waren noch gesperrt und selbst wenn sie frei waren, war fraglich, ob sie für Motorradfahrer passierbar waren. Dazu sagten die Wetternachrichten für Mittwoch ein Absinken der Schneefallgrenze auf 1200 m voraus. Keine guten Aussichten, hatte doch der Flülapass eine Höhe von 2383 m.

Meine Route:

Andermatt - Oberalppass - Chur - Tiefencastel - Davos - Flülapass - Ofenpass - Sta. Maria

Ich fuhr zunächst am Vierwaldstätter See entlang über Brunnen und Altdorf, wo ich die Autobahn bis kurz vor Andermatt nahm. Doch statt in den Gottharttunnel einzufahren, wählte ich die Route über den Oberalppass. Dazu schraubt sich die Strasse zunächst nach Andermatt hinauf. Eine beeindruckende schroffe Gegend und ein toller Einstieg in die Bergwelt.

Der Oberalppass schließt sich mit seinen 2044 m nahtlos an und man erklimmt eine karge Landschaft. Es lag noch überall Schnee und leider regnete es auch schon seit Antritt der Fahrt. Bei Regen ist die Strecke nicht ganz ohne, vor allem weil die Schweizer Bitumen lieben. Den größten Schreck bekam ich in einem dunklen Tunnel der nach rechts abbog. Direkt im Scheitelpunkt rutschte die Maschine auf Bitumen aus und ich konnte sie gerade noch fangen. Der Regen begleitete mich bis Chur, wo er unvermittelt nachließ. Diese Strecke ist wunderschön und schlägt zudem eine Brücke nach Westen. Ich wollte mich beeilen über den Flülapass zu kommen, denn es bestand ja die Gefahr des Schneefalls da oben.

In Chur bog ich also ab gen Süden. Ich wollte nach Davos und hatte keine Lust auf viel Verkehr. Daher wählte ich die B3 Richtung Lenzerheide. Ich sag euch, das war soooo schön. Die Strasse war endlich trocken und im Gegensatz zu meiner alten Maschine fluppten die Spitzkehren mit der 1100er nur so. Ich war mit ihr in Luzern noch bei Mechaniker gewesen, weil sie bei Tempo 60 im Lenker an zu schlagen fing. Er meinte es komme vom Gepäck, aber so sicher bin ich mir da nicht gewesen. In manchen Situationen war das ein Sch...gefühl. Aber die Reparatur der Bremse hatte sich spätestens bei der Vollbremsung gelohnt.

Nun jedenfalls ist die Strecke wunderschön, sanft geschwungene Kurven, in denen ich die Maschine hin und her warf. Wahnsinn! Es machte einen riesen Spaß und ich kam gut voran. In Tiefencastel bog ich dann gen Davos ab und auch dieses Stückchen kann ich wärmstens empfehlen. Davos selbst ist eine Anhäufung von Hotels und wenig sehenswert, zumindest um diese Jahreszeit.

Das schönste überhaupt? Keiner da!

Ich bin bewusst so früh im Jahr gefahren, es ist herrlich wenn man die Pässe ganz für sich allein hat. Am Flülapass kamen mir höchstens alle 5 Minuten Fahrzeuge entgegen und oben stand nur ein einziges Touristenauto.  Und da ich schon beim Thema bin, machen wir damit auch gleich weiter. Den Flüla hatten wir letztes mal im August befahren und dank strömenden Regens nicht viel davon gehabt. Dieses Mal war es trocken und seeeehr einsam. Das schöne an diesem Pass, der sich auf fast 2400 m schraubt, ist, dass er sich sanft emporschwingt. Er ist so ganz anders als das Stilfser Joch mit seinen 48 Kehren, hier cruised man den Berg hinauf. Es erwartet einen eine karge Gebirgslandschaft auf der Passhöhe. Ich fand die Passstation verlassen vor und ich konnte ahnen warum. Der Schnee türmte sich beidseits der Straße meterhoch und ja, es schneite dort oben leicht. Ich knipste die obligatorischen Erinnerungsfotos und zog schnell die Handschuhe wieder an. Ich hätte gern gewusst, welche Temperatur dort herrschte, den Rest der Tour hatte ich im Schnitt 9° Celsuis, aber da oben fror einem alles weg.

Von Susch nach Zernez konnte ich den Hahn mal voll aufdrehen, denn die Straße ist optimal ausgebaut. Ich war aber froh, die Regensachen noch anbehalten zu haben, denn es zog sich wieder zu. Ab dem Ofenpass begann es dann wieder zu tropfen und als ich Sta. Maria v.M. erreichte, musste ich mich sehr beeilen, alles abzupacken.

Tja und da sitze ich nun in der Jugendherberge und tippe diese Zeilen. Tja, Frau hat dabei, was Frau so braucht und bei mir ist das mein Computer. Draussen schüttet es wie aus Eimern und ich hab die JHB für mich allein. Aber die ist nicht für Motorradfahrer zu empfehlen, denn der Eingang ist hinterm Haus, der Parkplatz unbewacht 200 m entfernt und vorm Haus noch nicht mal ein Gehsteig zum Be- und Entladen. Jetzt hat grad mein Bruder angerufen, dass er alles gepackt hat und sich drauf freut. Dito sag ich da nur und speichere hier mal ab.

Meran - Bozen - Mendelpass - Maria del Camp... - Lago di Tenno - Riva del Garda

Morgens kam ich dann nur spät aus dem Bett und schaute hinaus.  Es regnete leicht, wer hätte das gedacht? Etwas frustriert zog ich die Regenhose an und machte mich daran mein Motorrad zur Jugendherberge zu holen. Ich hatte es auf dem Parkplatz ausser Sichtweite hinter einigen Müllcontainern abgestellt. Sicher war sicher. Ich parkte in den schrägen Gassen am Hintereingang und lud auf. Dort musste ich auch erstmals feststellen, dass mein Motorrad teilweise zu schwer war, um am Hang gut rangierbar zu sein. Uff!

Es ging dann recht schnell und zügig nach Meran und dort auf die Autobahn. Eine Raststelle und eine Pizza später erreichte ich Bozen und folgte dem Abzweig nach Kaltern. Ich wollte zum Schloß Matschatsch, in dem ich als kleines Kind im Ferienlager gewesen war. Das alte Jagdschloss musste irgendwo dort am Berg liegen und wenn die Jugendherberge noch im Betrieb war, wollte ich dort übernachten und auf meinen Bruder warten.

Ich steuerte den Mendelpass an und suchte bis ich irgendwann frustriert an einem Parkplatz hielt. Als ich dort jemand fragte, erfuhr ich, dass ich da war. Das Schloß liegt versteckt im Wald und der Parkplatz liegt kurz vor der Passhöhe bei einer geschlossenen Gaststätte. Ich stiefelte also hin und ich gestehe, es war für mich ein Erlebnis. Ich sprach einen älteren netten Italiener an, der mir erklärte, dass das alte Jagdschloss derweil im Privatbesitz war, aber er erlaubte mir gerne mich umzusehen. Vorn stehen zwei Mammutbäume und ein schöner Weg schlängelt sich bis vor das Haus. *Seufz*

Irgendwann setzte ich meine Route fort und beschloss via Madonna di Camp... bis Riva del Garda zu fahren. Die Strecke war nachher länger als ich dachte, aber wunderschön. Die Route führt über einige kleine, aber sehr reizvolle Pässe und an der Brentagruppe vorbei, einem schneebedeckten Gebirgszug, der trotz seiner Lage geologisch zu den Dolomiten gehört. Sehr schön! Kurz vor dem Etappenziel traute ich meinen Augen nicht und ich bereue bis jetzt nicht angehalten zu haben. Ein türkisblauer Bergsee tauchte auf und wirkte irgendwie deplaziert. Ich hatte gehört wie schön der Gardasee sein sollte und dachte, vielleicht hatte der dann die gleiche Farbe und fuhr erwartungsvoll weiter. Ich hätte anhalten sollen. Wer von euch schon mal in der Karibik war, hat vielleicht eine Vorstellung von der Farbe des Lago di Tenno.

Nun brauchte ich nur noch runter zum See und die Strecke war wunderschön, aber ich war froh endlich angekommen zu sein. Ich hielt mich Richtung Ufer und Touristinfo, wo ich den Weg zur Jugendherberge erklärt bekam. Noch ein Spaziergang ans Ufer und dann volle Deckung!!! Es begann so richtig zu schütten und ich rettete mich mit zwei weiteren unter eine Markise. War ein netter Plausch, bis die Geschäftsinhaberin einfach die Markise einzog *grummel*. Mein Bruder kündigte sich für den Mittag des nächsten Tages an und ich war froh im Bett zu liegen.

Es wurde Mittag und kein Bruder, es wurde Nachmittag und kein Bruder, aber dann

war er da!!!! *freu*

Wir begannen gleich mit den weiteren Routenplänen und entschieden uns noch etwas in der Gegend zu bleiben, denn das Essen und die Landschaft waren zu gut.

Am nächsten Tag beschlossen wir eine Rundtour um den Gardasee, beginnend mit der Monte Baldo Höhenstraße am Ostufer. Diese Strecke kann ich nur jedem ans Herz legen, verbindet sie doch italienischen Charme, wunderbare Natur und lässiges Cruisen. Zwischendurch gibt es immer wieder anspruchsvolle Streckenabschnitte.

Die Passhöhe war ein ruhiger felsiger Ort und wir genossen eine kurze Pause. Am Ende ging es langsam wieder bergab und wir legten eine kleine pause ein. Ein paar Touristen fragten uns nach einer Sehenswürdigkeit, einer Felskirche. Das ganze hörte sich so spannend an, dass wir beschlossen sie zu suchen. In einem kleinen Ort führte ein steiler Pfad den Fels hinab und wir waren ob der Hitze sehr skeptisch, ob sich die Mühe lohnt. Es ist nicht unbedingt spaßig in Motorradkleidung bei 30°C steile Bergpfade zu beschreiten. Aber wir sagten uns: Etwas Kultur muss sein.

Ok, es war sehr mühsam wieder bergauf zu klettern, aber gelohnt hat es sich allemal, denn die Natur ist dort unheimlich schön. Die Kirche schmiegt sich in den Fels und man fragt sich, wie die das gemacht haben. Wir blieben eine ganze Weile dort, bevor wir uns wieder an den Aufstieg machten.

Die Tour sollte uns an das Südufer führen, doch der Verkehr nahm immer weiter zu und unser Spaß immer weiter ab. Irgendwann hatten wir uns dann verfahren und waren nur noch gefrustet vom Stop-and-go. Irgendwann fanden wir das Ufer wieder und erreichten die Ostseite des Sees. Eine kleine Pause mobilisierte die letzten Reserven und so fuhren wir am Nordufer wieder zurück nach Riva del Garda.

Erschöpft zogen wir uns um und streckten die Beine. Wir suchten uns wieder ein nettes Restaurant und genossen die laue Abendluft. Da uns das Hostel nicht wirklich vom Hocker riß, beschlossen wir am nächsten Tag weiter zu reisen.

 

 

Von Riva del Garda nach Cortina D´Ampezzo

Wir begannen die Tour über die Brennerautobahn, die wir dann Richtung Canazei verliessen. Die Straße führte uns immer tiefer in die Dolomiten, bis hinter Canazei plötzlich Schluß war. Eine Straßensperre verwehrte uns und allen anderen die Weiterfahrt. Nach langem Rätselraten fanden wir heraus, dass auf der Strecke der Giro d´Italia entlang fuhr. Nun hiess es also warten bis Jan Ulrich und Co. an uns vorbei radelten. Ich dachte immer Radfahrer sind schnell, aber hier brauchten sie satte zwei Stunden um dann innerhalb von einer Minute an uns vorbei zu flitzen.

Nun wir waren etwas brauner und an der Straßensperre versammelten sich derweil unzählige LKW, Autos und Motorradfahrer. Genervt gaben wir Gas und die Nächste halbe Stunde folgte ein gewagtes Überholmanöver dem anderen, Hauptsache wir ließen den Verkehr hinter uns. Irgendwann gelang uns das auch und wir erreichten etwas gelassener den Passo di Pordoi, den wir zu einer ausgiebigen Pause nutzten.

Dort gab es eine Seilbahn zu einem Felsplato, Sass Pordoi, und obwohl es mit 11,- Euro nicht ganz billig war, gönnten wir uns den Luxus. Macht es uns nach. Es war einmalig. Mein Bruder war noch nie im Hochgebirge gewesen, jedenfalls nicht im schneebedeckten, aber ich war nicht minder fasziniert. Auf 2.950 Metern konnten wir das gesamte Alpenpanorama bei bester Fernsicht bewundern.

   

Wir blieben bis zur letzten Gondel bergab, denn dort oben war es wunderbar warm. Mann konnte von dort die Brentagruppe westlich des Gardasees erkennen und ebenso die berge um unseren Zielpunkt. Wir hatten in einem kleinen Ort gleich hinter der österreichischen Grenze zwei Betten in einem kleinen Hostel reserviert und machten uns auf die nächste Etappe.

Vor Cortina lag noch ein weiterer Pass, der Passo die Falzarego. Dieser war so ganz anders als der Pordoi, ein Ort der mich zum Wandern reizen würde. Dank später Stunde und müder Knochen machten wir uns an die Passabfahrt, durchquerten Cortina Richtung Toblach und fuhren dann über die Grenze in das Puztatal in Österreich. Der Weg dahin wurde uns nach einem warmen sonnigen Tag unangenehm kühl, denn in den Tälern erreichte uns die wärmende Sonne nicht mehr. Ansonsten ist diesen Stück zwischen Cortina und Toblach wunderschön zum zügigen cruisen geeignet. Es machte nach den vielen Kurven jedenfalls viel Spaß.

Die Jugendherberge war dann auch irgendwann gefunden und eine sehr freundliche Dame zeigte uns alles. Müde schlossen wir hinter uns die Tür und erkundeten noch schnell die Dusche im Keller und unsere Zimmer. Wir waren alleine hier, bis auf die vielen Spinnen, die scheusslichen Tischdecken und der Kälte. Nicht das ihr denkt, dort wäre es nur schlecht gewesen, aber es war schon etwas arg urig. Die Gastwirtin machte das aber mit ihrer Gastfreundschaft wett, sie vertraute uns blind.

Nichts desto trotz muss ich dieses sehr günstige Hostel in Sillian etwas näher beschreiben. Wir blieben recht lange dort, denn es war mit 10,-- Euro die Nacht sehr preisgünstig. Im Gästebuch stand: "Ich war vor 25 Jahren schon mal hier, schön das noch alles beim alten ist!"

Der Satz war eindeutig ironisch gemeint, denn die Elektrik stammte noch aus vergangenen Tagen und der fahrbare Heizofen sah auch nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Norbert beschloß im großen Saal zu schlafen, den Raum heizten wir, indem wir die Küche anheizten.  Als wir dann auch noch die Kaffeemaschine anschlossen brach das Stromnetz zusammen. Sicherung wieder rein und alles wieder gut. Alles war recht rustikal und die Tischdecken stammten sicherlich aus den Siebzigern. Zwei Kilometer weiter hinter der italienischen Grenze gab es eine Pizzeria , die die größten Pizzawagenräder servierten, die ich je gesehen hatte. Sillian war der ideale Ausgangspunkt zu weiteren Touren, da man innerhalb einer Stunde in bestem Tourengebiet war.

Ich rang mit mir, da ich sehr erschöpft war, ob ich morgen nicht allein fahren sollte, aber letztendlich sind wir am folgenden Tag gemeinsam aufgebrochen. Mein Bruder wollte eine große Dolomitenrunde fahren und ich zwischendurch abkürzen. Doch es kam anders. Zunächst erklommen wir wieder den Passo di Falzarego, dessen Auffahrt wirklich ein Highlight der Tour war. Ahh, Moment, vorher waren wir noch in Misurina, um uns die drei Zinnen anzusehen, aber die Zufahrt war uns zu teuer. Wir alberten noch eine Weile am Misurinasee und über den Passo Tre Croci ging es dann nach Cortina und dann erst zum Falzarego.

Von dort zog es uns zum Fedaiapass, der an der Marmolada-Gebirgsgruppe vorbei führte. Der Pass war dann eher unspektakulär, waren wir durch den Pordoi doch zu verwöhnt. hinter dem Pass aber, erwartete uns ein Stausee vor weißen Gebirgszügen. Der See war voller Eisschollen und der Anblick fantastisch. Die Abfahrt geht durch viele Tunnel, bevor man wieder Canazei erreicht.

Und dann war er da wieder: Der Giro D´Italia!!!!

Dieses Mal mussten wir auch gar nicht lang warten und fanden es erst noch amüsant. Die Räder zischten an uns vorbei, aber leider auch in unsere Fahrtrichtung. Wir gönnten uns den Spaß und fuhren direkt hinter dem Pulk her. Immer mehr Zuschauer säumten den Rand der Strecke und brachen zur Heimfahrt auf, wenn wir sie erreichten. An einem Abzweig wollten wir hoch zum Sellajoch, leider auch der Giro mit seinen Rennfahrern. Mann muss die ja loben, die haben stetig 30 km/h gehalten, aber so nach und nach wurde es nervig. Immer mehr Zuschauer drängten auf die Strecke und ungefähr einen Kilometer vor der Passhöhe ging gar nichts mehr. Ich würde euch hier gerne ein Bild davon zeigen, aber die Hand vom Lenker zu nehmen glich Selbstmord.

Ich versuche mal eine Beschreibung der Situation:

Vor einem ein Auto, hinter einem auch und neben jedem Auto rechts und links ein Knäuel aus Radfahrern und Fußgängern. Dazu kommend einem auf einer eigentlich fast einspurigen Straße noch Wohnmobile entgegen. In der Summe waren es sicher zig Wohnmobile, 50 Autos, 300 Radfahrer und mindestens so viele Fußgänger.  Alle versuchten gleichzeitig die letzten 2 km zum Sellajoch hinauf zu überwinden. Bei sengender Hitze und extremer Steigung war meine 250 Kilo Maschine kaum zu halten. Ich suchte jede Lücke, aber Radfahrern schien nicht klar zu sein, wie heiß, wie schwer und wie anstrengend es auf einem Motorrad war. Da konnte man, sorry Ulli, zum Radfahrerhasser werden. Ich war nicht mal in der Lage für 5 Sekunden die Hand vom Lenker zu nehmen, um meine Jacke zu öffnen.  *niewieder*

Leider verlor ich Norbert aus den Augen und überquerte anschließend das Gröndnerjoch ohne ihn. nach dem Giro-Debakel konnte ich das aber nicht mehr so ganz geniessen. Allerdings holte mich Norbert danach wieder ein, Während er über Val Badia und Falzarego zurück fuhr, wählte ich die Route gen Norden. Die Strecke war spannend, aber leider teilweise im Bau. Über Bruneck steuerte ich dann wieder Richtung Toblach, wo ich dann leider noch in ein Gewitter geriet, da half auch nicht der Versuch schnell genug ins Regenzeug zu kommen... es war ordentlich nass.

Ich war vor meinem Bruder da und ziemlich erschlagen. Ich fuhr noch kurz einkaufen für den Abend. Eine Stunde später kam er dann auch und wir beschlossen den Abend mit einem selbstgebastelten Malefizspiel. Sicherungen waren Spielfiguren und Erdnusshälften bildeten die Blockiersteinchen. Am nächsten Tag wollte ich nicht so früh los, ich brauchte mal eine Pause.

Norbert startete bereits früh, während ich es langsam anging. Gegen Mittag setzte ich den Helm auf und steuerte zunächst die Tankstelle an. Kaum dort viel mir beim Absetzen der Helm auseinander. Wohlgemerkt ein neuer Helm von Schuberth. Ich brauchte einen Moment, bevor klar war, dass eine Schraube sich losgerappelt hatte. Aber wie wieder fest kriegen, ohne Mini-Imbus? Ich kramte mein Schälmesser und zog es grob fest um überhaupt zum Hostel zurück zu kommen. Mit einer Bedienungsanleitung wäre es vielleicht leichter gewesen, aber die lag zu Hause, denn mal ehrlich... wer rechnet den mit so was?

Es kostete mich eine Stunde, bis ich endlich mit einem nun mehr wenig vertrauenserweckenden Helm starten konnte. War irgendwie nicht wirklich mein Urlaub! Die Route führte mich wieder über Misurina, Passo di Croce, Cortina und den Falzarego. Auf der Passhöhe gab es einen Abzweig nach Val Badia, dem ich drei Kilometer folgte. Die Landschaft verwandelte sich vollends, karge Felsen und schroffes Gestein prägten die Aussicht.

 Dahinter bog ich wieder Richtung Fedaia-Pass und Marmolada-Gebirgsgruppe ab. Ich wollte zum Passo di Giau, den ich auf der Karte und am Abend zuvor in meinem Reiseführer entdeckt hatte. Die Anfahrt wurde nur von einem heftigen Regenguss an der Auffahrt unterbrochen. Die Straße war kaum befahrbar und so versammelten sich alle Motorradfahrer in den Galerien der Strecke. Irgendwann ging es weiter und ein auf den ersten Blick langweiliger Parkplatz tat sich an der Passhöhe auf. Viel Zeit zum Umschauen blieb am Passo di Giau auch nicht, man sah den Regen kommen und nach zwei Erinnerungsfotos brachten sich alle in Deckung. Ich drückt mich unter den Giebel der kleine Kapelle. Ich wollte sogar hinein gehen, aber der Regen war schnelle gewesen und den Innenraum komplett überflutet. Übles Wetter. Aber genauso schnell wie er gekommen war, verschwand der Regen wieder und ich beschloß den Hang hinauf zu klettern. Einige Schneebretter ließen mich knietief einsinken und es war sehr rutschig, aber der Ausblick war fantastisch:

 

    

Ich wäre dort oben gerne länger geblieben, doch der nächste Regenguss kündigte sich an und ich beeilte mich herunter zu kommen. Der Rest ist schnell erzählt, kehrte ich doch über Cortina und Toblach zurück. Mein Bruder war noch nicht eingetroffen und als er endlich eintrudelte (Gröndnerjoch, Würzjoch und Co lagen hinter ihm) ließen wir den Abend mit einem Spaziergang ausklingen.

Am nächsten Tag wollten wir das Puztatal endgültig verlassen. ich hatte ursprünglich immer noch mit der Slowenienroute geliebäugelt, aber mich dann doch entschlossen mit meinem Bruder nordwärts zu fahren. Es war nicht so ganz mein Urlaub und irgendwie war es auch gut so. Wir spannten noch mal unsere Ketten und planten 

 

 

 

 

 

Stand 20.06.2005 - Fortsetzung folgt....