Bilder des Urlaubs

Vor zehn Jahren war ich zweimal mit dem Auto in Schottland und hatte mir immer geschworen, das Land auch mal mit dem Motorrad zu bereisen und dieser Wunsch wurde dann Mai 2007 zusammen mit Micki Realität:

Wir planten die Überfahrt nach Zeebrügge-Rosyth für den 11. Mai. Eigentlich gelten der Mai und der Juni als die trockensten Monate in Schottland, leider nicht als die wärmsten, wie wir noch zu spüren bekommen sollten. Es fing schon gut an: Wir fuhren Mittags bei kühlen stürmigen Wetter los. Zeitweise war das Fahren bei diesem Wind Schwerstarbeit, aber nach 100 km lies er etwas nach. Dafür bekamen wir im Ersatz Regen, der uns auf dem Antwerpener Ring die Sicht raubte. Doch dann erreichen wir kalte, aber wieder trockene windige Küstengegend und Zeebrügge. Das Timing war gut, denn das Boarding begann bereits kurz nach unserer Ankunft. Nicht gerade voll das Schiff, aber es waren  unzählige Biker an Board und nur ein Deutscher dabei. Draussen regnete es und die Kälte lies uns übles für Schottland ahnen. In den Airseats schlief nur, wer es nicht besser wusste. Wir haben uns auf einer Sofagarnitur im Restaurant gemütlich gemacht, andere überall wo es ging. Bei den Airseats schnarchte sich jemand zu Tode und alle fotografierten ihn... fürchterlich. Etwas zerknautscht wachten wir auf und rüsteten uns für eine feuchte Fahrt, denn um Edinburg nieselte es aus einem grauen Himmel.

In Rosyth gleich mal an den Linksverkehr denken und die Passkontrolle passieren und auf die M80 gen Norden: kalt, nass und zugig und auf der anschließenden A9 zog sich die Strecke ewig lang. Dann die Grampian Mountains vor uns und auch wunderschön, doch uns gefror alles, denn hier oben wurde es immer kälter. Völlig steif und durchgefroren erreichten wir gegen 16.30 Uhr Inverness, das uns noch mit einem Megaschauer begrüßte.

Im Bught-Park, einem Sportpark mit Eishalle, Schwimmbad und diversen Sportplätzen gibt es MacDonalds Camping Site, den ich wärmsten empfehlen kann: Es ist sauber, ordentlich und die "Gasteltern" sind mehr als zuvorkommen und lieb. Bei 12,50 Pfund für das Zelt war das eine billige Alternative zum B&B oder Hostel. In die Stadt braucht es nur 20 Minuten Fußmarsch und abends geht man nach einer kalten Tour in die Sauna des Leisure Centers. Einkaufen kann man in Inverness genauso gut wie Essen, Trinken und Musik hören. Es gibt ein Einkaufzentrum, mit Morrison einen großen Supermarkt und diverse Outdoorshops, die ich dann auch gleich nutzte um aufzurüsten. Erste Anschaffung: Ein dicker warmer Fleecepulli für die kalten Abende  und eine dünne Fleecedecke für die Nacht, sowie eine neue Luma. Jutta konnte sich als Frau auch nicht verkneifen, ein wenig shoppen zu gehen, was das Gepäck anschwellen lies: 2 Röcke, 3 Blusen, 1 Hose und vier Sommershirts. Nun ist der Pfund nicht gerade eine billige Sache, aber in Schottland war gerade Schlußverkauf und die Prozente konnten sich sehen lassen. Aber nun zurück zum wichtigen: Dem Motorradfahren.

Wir bauten also unser Zelt auf und marschierten dann neugierig in die Stadt. In der "Filling Station" am Bahnhof kann man sehr gut Essen, nur die Calzone sollte man sich nicht bestellen. Gut gestärkt ging es in den Schlafsack und damit begann das Drama: Die Luft blieb nicht im Bett und es wurde in der Nacht saukalt. Daher haben wir beide mehr schlecht als recht geschlafen. Aber der nächste Tag brachte Zuversicht und besseres Wetter und wir beschlossen Loch Ness hinabzufahren. Die Tour sollte als Test dienen wie schnell man auf den kleinen Straßen wirklich vorankam. Wir hatten halbwegs trockenes Wetter und fuhren an Urquahrt Castle, Fort Augustus und Loch Lochy vorbei, um dann in Fort William zu Mittag zu essen. Klassisches Fish & Chips stand bei Micki auf dem Programm und ich gab mit Maccharoni Cheese und mashed Peas (gemanschte Erbsen).

Gut gestärkt fuhren wir weiter Richtung Crainlarich und bogen hinter Glencoe links in die kleine Straße, die uns nach Kinlochleven führen sollte. Die hohen Berge rauben mir jedesmal aufs neue den Atem. Weiter südlich wird die Landschaft immer rauer und schöner und ich kann nur jedem die Tour von Glencoe nach Crainlarich ans Herz legen. Wir schlugen allerdings den wunderschönen Haken und drehten wieder Richtung Corran Ferry, mit der es auf die andere Seite des Loch Linnhe ging. Dort biegt man dann direkt nach rechts auf eine Single Track Road ab, die einen am Ostufer gen Norden führt. Die Straße ist ziemlich verträumt und verlassen und führt irgendwann nach links weg Richtung Mallaig. Doch nach wenigen Kilometern endet sie an der A830 und man kann rechts abbiegen um nach Fort William zurück zu fahren. Langsam rannte uns die Zeit davon und so düsten wir bei nieseligem Wetter wieder nördlich gen Inverness. 

Das Wetter verschlechterte sich zusehends und in der Nacht von Montag auf Dienstag ging es dann bis zum Gefrierpunkt herunter und Jutta rüstete weiter auf, doch auch die Rettungsdecke aus dem Erste Hilfe Set brachte es nicht wirklich und zeitweise schlug ich mich mit dem Gedanken herum, in das Toilettenheus umzuziehen, da dort wenigstens eine Heizung an war. Irgendwann schlief ich dann aber doch ein. Morgens weckte uns, trotz gelegentlicher Schauer, die warme Sonne und wir beschlossen die Zweitagestour gen Norden zu unternehmen, auch mit dem Hintergedanken, dem kalten Zelt für eine Nacht zu entkommen. Unser Gastvater war so nett uns den Preis für die Nacht zu erlassen, obwohl wir das Zelt mit allem drum und dran stehen liessen. Wie gesagt, eine sehr nette Unterkunft. Wir packten nur das nötigste, stärkten uns noch bei Morrison mit einem guten Frühstück und fuhren zunächst auf der A9 Richtung Norden. Irgendwann sind wir dann links Richtung Edderton und Lairg abgebogen. Bis dahin ist die Strecke mehr als langweilig und nicht der Rede wert. Etwas Sorgen machte uns die Betankung aber in Lairg gab es noch eine gut ausgerüstete Tankstelle. 

Die Strecke Lairg - Tongue zählt zu meinen Highlights der Tour, denn die Hochebene, die wir durchquerten war mehr als beeindruckend. Man fühlte sich an die weiten Montanas erinnert. Weit und breit nichts als Schafe und weite Fläche, nur durchzogen von einem Flußlauf. Der Faktor Mensch war jedoch nicht zu übersehen, da dort viel Forstwirtschaft betrieben wird und etliche Abschnitte frisch abgeholzt waren. Wir tuckerten mit gemütlichen 60 km/H über die weite Landschaft und konnten uns nicht satt sehen. Man sollte aber auch nicht versäumen, einmal abzusteigen und mit den Füßen über das weiche Torf-Moss-Grassgemisch zu laufen. Die Single Track Road ist nicht allzu stark befahren und sehr übersichtlich, daher war es eine sehr entspannte Tour, der es aber wiederum nicht an Kälte mangelte.

 

Oben in Tongue ging es links Richtung Durness. Die Strecke ist schon anspruchsvoller und windet sich die Küste entlang. Zwischendurch eröffnet sich einem ein traumhafter Blick aufs Meer. Kurz vor Durness fallen rechts die Klippen steil ab und geben den Blick frei auf einen schönen Sandstrand, wie ihn man hier nicht erwartet. Der Ort selbst ist eine lang gezogene Ansammlung von Häusern, einem Campingplatz, zweier Youth Hostels und diverser B&Bs. In Durness angekommen, gestaltete sich die Suche nach einem Quartier schwierig, obwohl wir in der Nebensaison unterwegs waren. Für 50 Pfund fanden wir dann doch noch kurz vorm Ortsausgang ein Doppelzimmer. Schnell ausgepackt und dann rüber zu den Klippen, die einfach sensationell waren. Am Fuße gab es einige kleine Buchten mit feinstem Sandstrand, über den die Brandung brauste. Felsen im Meer fingen die Wellen und erzeugten ein wildes Rauschen. Nach soviel Regen in den ersten Tagen genossen wir die Sonne hier und ich war nicht zu halten, fast überschwenglich turnte ich die Klippen hinab. Jemand war vorher so nett gewesen, Stufen in den Sand zu stampfen. Unten angekommen wollte ich gar nicht mehr weg, während Micki Kohldampf schob. Doch nachdem die Wärme der Sonne nachgelassen hatte, stieg ich wieder hoch. In der einer Bar mit Restaurant haben wir dann köstlich und reichhaltig zu Abend gegessen. Anschliessend konnte ich es mir nicht verkneifen noch einmal in die Klippen zu steigen und dort den Sonnenuntergang zu geniessen. Wir waren um 17.00 Uhr angekommen und bis zur hereinbrechenden Dunkelheit habe ich jede Sekunde genutzt, die fantastische Natur hier auf mich wirken zu lassen.

Die Nacht war erholsam und das Frühstück am Morgen eine Wohltat. Wir waren guter Dinge, denn das Wetter war genauso schön wie zum Ende des letzten Tages. Wir fuhren die A838 gen Süden und schon nach einer Stunde setzte der Regen wieder nieselnd ein. Wir fuhren weiter Richtung Ullapool und nahmen zwischendrin die Abkürzung über die B869 die uns 25% Steigungen bescherte und nonstop unsere Aufmerksamkeit forderte. Die Straße führte durch eine atemberaubende Szenerie, hatte es aber bei diesem nasskalten Wetter auch in sich. Wir stoppten in Lochcarron und aßen etwas. die kraftraubende Strecke hatte uns beide sehr müde werden lassen und so freuten wir uns dann endlich Ullapool zu erreichen, das im Regen nicht wirklich zu überzeugen wusste. Daher düsten wir dann zügig auf Inverness zu, um rechtzeitig für die Sauna da zu sein. Unterwegs stießen wir noch auf einen Trupp Duisburger Pfadfinder, die dann auch später ihr Zelt neben dem unsrigen aufschlugen. Bereits in Durness hatten wir vier Duisburger Biker getroffen und auf dem Zeltplatz tummelten sich Kennzeichen wie Kleve und Wesel, worauf mich ein Schotte fragte, was denn so schlimm in meiner Heimat wäre, dass es alle davon zögen.

Nun, die Sauna taute uns wieder auf und ich kochte uns anschließend unsere Nudel mit Tomaten-Parmesan-Sahne-Sauce. Alles in allem war dieser Zweitagestripp gen Norden das besten der ganzen Tour und ich habe beschlossen, in meinem Leben noch einmal dorthin zu fahren, am liebsten mit meinem Bruder, der dieser Landschaft auch verfallen wäre und dann würde ich es mir auch gönnen länger im Norden zu verweilen und vielleicht die Orkneys zu besuchen. Bei meinen vorherigen Reisen nach Schottland war ich nie nördlicher als Inverness gekommen, erst jetzt weiß ich, was mir entgangen ist.

Donnerstag liessen wir es langsam angehen und genossen erstmal ein gutes Frühstück bei Morrison und brachen dann auf eine Tour Richtung Osten auf. Wir fuhren die A9 ein paar Kilometer und bogen dann rechts auf die B851 ein. Noch ein kleiner Schlenker rechts und links und wir fuhren über eine alternative Route Richtung Fort Augustus. Wir passierten gemütlich Withbridge und besuchten das Loch Ness Visitor Center, bevor wir in Drumnatrochit links in Richtung Cannich auf die A831 abbogen. Diese Strecke die im Kreis hoch nach Beauly führt ist jedem Biker wärmstens empfohlen, denn sie schwingt sich meist zweispurig ohne viel Verkehr durch die Hügel, da ist Fahrspaß garantiert. Als wir gegen 4 Uhr wieder Inverness ansteuerten, nutzte ich noch einmal die Chance zum Shoppen und entdeckte dabei die "Iron Works"-Live Music Hall und die Werbung für ein Levellerskonzert am gleichen Abend. Sollte ich oder sollte ich nicht? Es war Jahre her, dass ich diese Musik gehört hatte, aber ich wusste noch, wie geil diese Konzerte sein konnten. Micki war dann so lieb ohne mich auszukommen und so kaufte ich für 16,50 Pfund die Eintrittskarte und erwischte einen Platz in der Mitte der ersten Reihe. Es war eine riesen Party und das ganze Publikum rockte mit. Ein unvergeßlicher Abend, der mich völlig euphorisch zurück zum Zelt fahren lies.

Freitag: Inverness - Inverness - ca. 1 Kilometer - kaltes Schauerwetter - Shoppingzeit: 3 Stunden

Am Freitag wollte keine so große Bikerlust aufkommen, denn es schüttete immer wieder wie aus Eimern. Wir gingen also Mittags gemütlich in die City, machten die Läden unsicher und am Nachmittag gönnten wir uns nach einem Schläfchen noch zwei Saunagänge. Wir wussten ja beide, welch lange Tour uns am Samstag erwartete. Die Wetternachrichten versprachen nichts gutes und schön am Abend begann es ordentlich zu stürmen und die Temperaturen sackten wieder in den Keller und liessen Jutta frieren.  

Samstag: Inverness - Loch Lomond - ca. 240 Kilometer - Dauerregen - Fahrtzeit: 5 Stunden (keine Pausen gemacht)

Wir packten am anderen Morgen zwischen den einzelnen Schauern alles zusammen. Micki musste Montag wieder arbeiten, während ich noch mindestens eine Woche Zeit hatte. Wir nahmen ein letztes Frühstück bei Morrison und machten uns in entgesetzte Richtungen auf den Weg. Zunächst hatte ich noch eine Portion Optimismus dabei, doch nach 30 Kilometern öffnete sich der Himmel und auch Micki ist es wohl nicht anders ergangen. Es regnete beständig während ich über Fort Augustus, Fort William, Glencoe, Crainlarich nach Loch Lomond fuhr oder eher schwomm. Ich verpasste kurz vor Crainlarich die letzte Tankstelle und kam auf dem letzten Tropfen im Youth Hostel an, dass in einem alten Schloß direkt am See liegt. Ein herrlicher Bau und innen sehr originalgetreu erhalten. Da gibt es Kaminzimmer, Stuckdecken und große Emporen, einfach eine traumhafte Unterkunft. Es war sehr schade, das diese Tour so verregnet war, sollte sie nach dem Norden und dem Konzert doch mein drittes Highlight des Urlaubes werden sollen. Doch es schüttete dermaßen, dass ein Geniessen der wildromantischen Natur nicht möglich war. Glencoe und das Rannoch Mor sind einfach überwältigend - im trockenen. Faszinierend fand ich die vielen Wasserläufe rechts und links, die versuchten den Regenmengen her zu werden. Es gibt kurz hinter Glencoe einen kleine Bach mit Wasserfall in dem ich vor zehn Jahren bereits meinen Sonnenbrand kühlte, an diesem Tage war er zu einem reißenden Wildwasser geworden, denn Fluten sich über die Felsen hinabstürzten.

In Loch Lomond kippte ich erst einmal alles Wasser aus Schuhen und Handschuhen und hängte die ganze Batterie zum trocknen auf. Ich fragte mich auch, was aus dem verunglücktem Motorradfahrer nördlich des Sees geworden war, der als ich die Stelle passierte, gerade erstversorgt wurde. Völlig durchgefroren legte ich mich unter zwei Decken und schlief vier Stunden um dann endlich warm wieder aufzuwachen. Den Abend verbummelte ich am Fernsehen und den nächsten Morgen mit diesem Geschreibe hier, denn Sascha erwartete mich erst gegen 15.00 Uhr in Glasgow, meiner nächsten Station und draußen regnet es mal wieder übelst. Ich kenne Saschas Vater sehr gut und bin gespannt darauf, wie er dort mit seiner Claire lebt. Ein netter Glasgower hat mir seinen Stadtplan gezeigt, sieht einfach aus.

 

Sonntag: Loch Lomond Hostel - Glasgow - 58 Kilometer - nachmittags aufgeklart und warm - Fahrtzeit: gute Stunde

Irgendwann kam die Sonne heraus und ich startete durch und bog in Erskine Bridge auf die M8 und an der Junction 14 einfach wieder runter. zweimal um die Ecke und da war. Sascha war allein zuhause und zeigte mir erst einmal alles. Später kam auch noch Claire dazu. Ich habe mich bei den beiden sehr wohl gefühlt. Ein wenig hat mir Sascha auch noch von Glasgow gezeigt, der Necr... ist ein Hügel mit sehr alten Gräbern. Als alter Friedhofsliebhaber wollte ich dort natürlich gleich hin. Sascha traf dort noch diverse Kollegen und wir setzten uns gemeinsam ins Gras und genossen die Sonne zwischen all diesen alten Grabsteinen. Da waren wir übrigens nicht die einzigsten. Abends gab es dann och Dinner, asiatische Gemüsepfanne, nachdem sich Sascha von seinem Vater hat instruieren lassen was die vegetarische Nahrungsmittelallergikern den alles nicht ißt. Morgens gingen die beiden zur Arbeit und ich packte, um dann gemütlichst Richtung Süden zu fahren.

Montag: Glasgow - Kiswick (Lake District) - ca. 350 Kilometer - kalter Wind bei Sonne und Wölkchen - Fahrtzeit:  7 Stunden

Die M74 herunter und dann westlich nach Kilmarnock und von dort nach Ayr an die Küste. Ich war noch nicht sicher was ich für eine Route nehmen sollte, die Küste oder das Landesinnere und daher entschied ich mich für beides. Die Küste ging es runter bis nach Girvan und dan auf die A714 Richtung Newton Stewart. Bis dahin war die Strecke zwar fahrtechnisch anspruchsvoll und angenehm, aber landschaftlich eher fad im Vergleich zu Nord-Schottland. Spannender wurde dann der Abschnitt bis New Galloway, der durch den Galloway National Forest führte und spektakuläre Landschaftsansichten plus anspruchsvoller Fahrstrecke bot. In Crocketfort trift man dann wieder auf die A 75 Richtung Dumfries und da mir mittlerweile die Zeit davon rannte und auch die Konzentration auf die Kurven nach lies gab ich Gas und passierte zügig Annen und Gretna mit Ziel Carlisle, wo im Castle das Hostel sein sollte. Carlisle war größer als erwartet und das Castle lies sich zum verrecken nicht finden und die vielen Einheimischen vermochten es mir auch nicht zu erklären. Einmal kurz hab ich die Zinnen der Burg über der Stadt aufblitzen sehen, aber wie man dahin kommt konnte ich nicht herausfinden. Nach einer Stunde entnervten Suchens und mit heißlaufendem Motor und unzähligen Wendemanövern beschloß ich Carlisle nicht zu mögen und die nächste Herberge auf meiner Karte anzusteuern: Kiswick. Also wieder rauf auf die Autobahn und in Penrith auf die A66 und die letzten 16 Meilen abgesessen. Das Hostel ist ne ziemlich Baracke ohne jeglichen Komfort und ich hab mich Morgens schnell wieder aus dem Staub gemacht, nur um dann festzustellen, dass alle 5 km ein weiteres Hostel kam - insgesamt 6 Stück.

Dienstag: Kiswick - Rhyl - ca. 350 Kilometer - kühl, aber sehr sonnig - Fahrtzeit ca. 7 Stunden incl. 1 Std. Pause

Der Dienstag begann trübe, doch es klarte bald auf. Ich hatte mich für die kleine Straße südlich nach Borrowdale entschieden, die mach anschließen im Kreis wieder nach Keswick führen sollte. Man glaubt ja kaum, wie schlecht eine Tour beginnen kann. Zuerst war ich so dämlich, mein Topcase nicht richtig zu befestigen. Ich hatte gerade einen LKW auf einer sehr engen Straße hinter mir gelassen als es fürchterlich knallte und ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was da grad geschehen war. Ich hoffte eine Sekunde lang, er wäre heil geblieben, da fiel mir der LKW wieder ein. Er rauschte an mir vorbei und kein Koffer in Sicht. Es waren keine zerbrechlichen Geräte drin, aber das wäre schon doof gewesen. Hundert Meter zurück fand ich ihn, zerschrammt ohne Ende, aber ganz. Ich sattelte wieder auf und fuhr an, nur um dann 2 Meilen weiter wieder in eine knifflige Situation zu geraten: Ein dicker Stein, groß wie mein Fuß, lag mitten in der Spur und ich hatte keine Chance mehr auszuweichen. Ich nahm ihn mit dem Vorderrad und er sprang nach rechts weg und mein Rad nach links. Ich war dem Herzinfarkt nahe. Nun, weiter ging es und später begann ich sogar mal unter meinem Helm an zu singen, weil die Tour so wunderbar entspannt war. Die Strecke über Borrowdale brachte mich bis Buttermere, wo ich rechts wieder Richtung Keswick abbog. Eine einmalige Szenerie tut sich dort auf und die Steigungen sind nicht ohne. Ich hab auf all meinen Alpentouren nicht so viele 25%-Steigungen gehabt wie hier in zwei Tagen. Da passierte mir auch ein weiteres Mißgeschick, denn mir fiel ein Handschuh herunter. Hört sich nicht schlimm an, wenn man nicht gerade an einer Megasteigung steht, ohne Möglichkeit, das Motorrad sicher abzustellen. Ich habe zehn Minuten gebracht, mir den Handschuh über den Fuß zu streifen und anzuheben...  Ich kurvte dann weiter über Windermere, wo ich zu Mittag aß und hielt dann direkt auf die Autobahn zu, die mich südlich nach Wales bringen sollte. Die Strecke zog sich etwas und ich wollte eigentlich nicht so weit westlich übernachten, denn mir reichte die Fahrerei am Ende dieses Tages. Daher bog ich von der A55 ab und fuhr zur Küstenstraße, wo ich in Rhys nach einem B&B suchte und gleich ein günstiges für 15 Pfund ohne Breakfast fand. Allerdings ziemlich viele Duftdöschen dort und die ganzen Räumlichkeiten mufften stark, aber der Sonnenuntergang am Meer war erstklassig.

Mittwoch: Rhyl - Aberdyfi (West-Wales) - ca. 210 Kilometer - warm, sonnig - Fahrtzeit ca. 7 Stunden incl. 30 Minuten Pause

Ich hab morgens erst einmal verschlafen und bin erst gegen halb 11 Uhr losgekommen und habe mir ein nettes Frühstück bei Morrisons gegönnt. Danach fuhr ich über die A55 bis Bangor und dann über die A487 Caernarfon, wo ich auf die A4086 abbog. Diese Route sollte mich am Snowdon vorbeiführen und ich hatte sehr gut gewählt. Ein wunderschöner Pass tat sich auf und am Ende bog ich Richtung Süden ab. Die ganze Gegend ist ein Motorradfahrer-Paradies, aber wie an den Tage zuvor, ist die Kurverei auch sehr Kräftezehrend und so hatte ich mir zwei Hostels ausgeguckt, die nicht allzu weit entfernt lagen. Doch weder in Dolgella, noch in Corris war ein YHA-Schild zu finden und so fuhr ich weiter und bog dabei einmal falsch ab. Dadurch landete ich in Aberdyfi und fragte dort frustriert im Infocenter nach. Ich landete im B%B für 30 Pfund in einem herrlichen Zimmer, bei super netten Leuten mit Seeblick. 

Donnerstag: Aberdyfi - Oxford

Am Donnerstag wollte ich eigentlich - wie schon so oft zuvor - nicht so weit fahren und dachte mir ich fahre bis in den Südostenn von Wales, dann hätte ich es Freitag nicht mehr so weit bis Oxford. Dabei plante ich das Hostel in B.... Castle anzusteuern, wo ich bereits um 14.00 Uhr eintrudelte. Leider war es noch geschlossen und die Fahrt den Berg hinauf war mehr als aufwendig und heikel. Nachher sollte ich feststellen, es gab auf der Rückseite eine besser befahrbare Straßenvariante. Oben rief ich beim Booking Center für Wales-Hostels an und erfuhr, dass das Castle ausgebucht war. Auch die umliegenden waren nach mehreren Anrufen als Unterkunft ausgeschieden. Was also tun? Ich steuerte erst einmal weiter Richtung Oxford und begab mich dazu auf den Motorway und verlies ihn in Swindon wieder. Kurz vor Oxford versuchte ich noch einmal Klaus zu erreichen, leider wieder erfolglos und so fuhr ich einfach Richtung Oxford Innenstadt und stand plötzlich vor deren Youth Hostel - übrigens auch ausgebucht. Doch endlich erwischte ich meinen Freund und stand 15 Minuten später vor seiner Wohnung und wurde auch nach über 12 Jahren herzlich von ihm empfangen. Ich frischte mich kurz etwas auf und dann ging es auch schon hinaus in den schönsten und ältesten Pub der Studentenstadt: Turf Tavern. Dort probierte ich leckeres Cider und Nudeln in Weißweinsoße - lecker. Ich bekam eine umfangreiche Collegeführung, doch der Abend endete zeitig, da er morgens früh raus musste.

Freitag: Oxford

Ich schlief erst einmal aus und machte eine Komplettauffrischung für mich und meine Garderobe und fühlte mich gleich besser. Allerdings hatte ich damit auch die beste Stadttourzeit vertrödelt: Die trockene, denn bereits gegen Mittag kamen die ersten heftigen Regenschauer herunter und ich suchte mir erst einmal ein feines italienisches Restaurant. Danach durchstöberte ich ein paar Geschäfte und Gassen und traf mich dann am späten Nachmittag wieder mit meinem Gastgeber. Es folgte ein wunderbares indisches Essen und ein Abend im Biergarten mit intensiven Gesprächen.

Samstag: Oxford - London Expo - Dover - Duisburg

Eigentlich wollte ich diese Tour erst am Sonntag machen, aber die Wetteraussichten waren zu schlecht und so frühstückten wir noch schön und ich machte mich dann auf den Weg. Ich erreichte trocken das EXPO-Gelände

        

und zog mich Con-tauglich um, denn heute sollte ich Amanda Tapping, Damian Kindler, Paul McGillion und Christpher Lee treffen. Die ersten die sah, waren Sib, Luka und Silvia und viele sehr verrückte Mangafreaks. Um 16.30 Uhr verlies ich die etwas unübersichtliche Veranstaltung und erreichte gegen 18.00 Uhr den Eurotunnel ebenfalls trocken. Aber auf der Calais-Seite braute sich einiges zusammen und so wurde die Heimfahrt mehr als kalt und nass und endete erst um 01.00 Uhr nachts vor meiner Haustür.

Mein Fazit:

Viel schönes, viel Kälte, tolles Konzert, toll alte Freunde zu treffen, tolle Landschaft im Norden der Highlands und leckers Essen, tolle Reisebegleitung, blöde Hostel mit einer Ausnahme und tolles Land.

aber:

Dieses Wetter war ganz schön brittisch!!!!!