Skandinavien

Wir wollten unsere Freunde in Helsinki besuchen, die finnische Seenplatte durchfahren, eine Sauna mit Bieraufguß geniessen, den Polarkreis knacken, Lofotengrün sehen, dem Eisbärenclub in Hammerfest beitreten, das Nordcap erreichen, Elche sehen, den Inarisee besuchen und ein großes Abenteuer erleben.

Nun, das mit den Elchen hat nicht geklappt....aber den Rest haben wir geschafft. Diese Seite zeigt euch was bei uns so los war, was wir erlebten und natürlich auch wo wir überall waren. Diese Route war auf unsere Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt, aber vielleicht könnt ihr euch einige Tipps und Anregungen rausziehen. Erfahrungen haben wir  jedenfalls reichlich gesammelt...

...mein heißer Tipp: fahrt nie mit einem verkratzten Visier los. Abgesehen von den schönen Ausblicken, die einem verhunzt werden, steht die Sonne in Skandinavien sehr lange sehr tief. Wenn die Fahrbahn dann noch nass ist, kann man sich auch gleich die Augen verbinden lassen.

Viel Spaß.

 

Abfahrt am 15. Juli 2002 ca. gegen 23.00 Uhr in Duisburg.

1. Ziel war Puttgarden. Die Fähre Puttgarden-Rödby fährt mindestens stündlich und es Bedarf keiner Reservierung. Mit 26,-- Euro waren wir dabei. Es war eine lange Nacht. Wir hielten ca. alle 150 km, da die mitfahrende Virago dann auf Reserve schaltete. Aber das war ganz angenehm. Ein schönes Erlebnis war die morgendliche Fahrt zum Fährhafen Puttgarden. Die Morgendämmerung erhellte den Himmel und Morgennebel lag über den Wiesen. Es war so stimmungsvoll, dass es unsere Lebensgeister wieder weckte. Als wir uns in die Warteschlange der Fähre stellten, ging am Horizont die Sonne auf. Und dann zügig rauf auf die Fähre. Wir sind natürlich gleich aufs "Sonnendeck", war aber schon gut, dass ich meine Regenkombi noch an hatte, denn eine große Gischtwelle knallte uns voll ins Gesicht und begrüßte uns auf der Tour.

In Dänemark fanden wir eine Frühstückspause angebracht und so steuerten wir gleich einen der ersten Parkplätze an. Brot, Nougatcreme und heißen Tee und schon ging es weiter. Aber dort machten wir gleich eine Erfahrung, die uns die ganze Tour hindurch begleitete. 50 km nach der Mahlzeit kommt die große Müdigkeit. Uns erwischte sie bei schönstem Wetter an einer großen Brücke ( ) am Ufer. Wir legten uns an die Böschung auf unsere Jacken und schliefen schnell ein. Wir hatten noch diskutiert, dass es in Dänemark nicht erlaubt ist, auf Rastplätzen zu übernachten. Als ich erwachte, richtete sich grad eine Fernsehkamera auf Marcs Nase und ein Reporter weckte ihn mit der Frage, ob er denn davon wisse. Für Marc waren die Dänen erst einmal gestorben.

Wir wollten eigentlich in Kobenhagen im Youth Hostel übernachten, entschlossen uns aber gleich über den Öresund zu fahren und dann in Schweden einen Platz für die Nacht (und den Rest des Tages) zu suchen. Die Brücke ist sehr beeindruckend. Wir führen noch ein Stück die E-sowieso nahe Malmö hoch und bogen dann ab um ein Plätzchen für unsere Zelte zu finden. An einem kleien Fischteich nahe T... erlaubte uns der Besitzer zu nächtigen. Sein Hund vertrieb die Schwäne mit ihren Jungen und versicherte uns, dass die großen schwarzen Schlangen im Wasser und an Land ungefährlich sein. Blieben noch die Mücken, die Zecken und all das Zeug, dass sich nicht identifizieren lies. Wir schrieben die ersten Postkarten, hielten erstmalig die Angel ins Wasser und erholten uns.

Mittwoch ging es gegen Mittag weiter Richtung Kapellskär, dem Fährhafen, der uns gen Finnland bringen sollte. Die Strecke zog sich. Wir waren spät weggekommen und kamen auch spät an. Die Strecke führte uns an vielen Kös vorbei. Will heißen Norrköping, Janköping oder Linköping, immer die E4 entlang. Schön war es, als links der Vätternsee auftauchte, riesig groß und wunderschön. Die Straße zog sich an seinem Südufer entlang und wir legten dort ein kleines Nickerchen ein. Das waren insgesamt schlappe  ? km bis zur Fähre und wir kamen dort sehr spät an. Es war dunkel und wir waren nicht ganz sicher, wo wir bleiben sollten. Am Fährhafen (Sackgasse) ging ein kleiner Weg zu einem Campingplatz. Zu dem wollten wir allerdings nicht, eigentlich brauchten wir nur einen Platz für unsere Zelte. Nach kurzer Zeit kam links ein Waldpfad. Wir parken die Böcke und suchten uns unsere Plätze zwischen den Baumwurzeln und brachten uns schnell vor den Mücken in Sicherheit. Die Motorräder deckten wir ab, da wir befürchteten vertrieben zu werden. Diese Sorge begleitete uns die ganze Tour und bewahrheitete sich doch nie.

Die Fähre fuhr 10.30 Uhr und wir hatten reserviert. Also packten wir und bezahlten an der Kasse unsere 26,-- Euro. Schon faszinierend, das die Strecke Deutschland-Dänemark genauso viel kostete. Die Strecke von Kapelskär nach Turku ist schließlich viel länger. Wir hauten uns aufs Vorderdeck und genossen stundenlang die Sonne und den Blick auf unzählbare Äland-Inseln. Mit Zwischenstation in Marienham auf den Älandinseln dauert die Fahrt ca. 8 Stunden tagsüber. Man muss dann auch keine Kabine buchen. Auf jeder Insel die groß genug ist, erhebt sich ein kleines Holzhäuschen. Wunderschön.

In Turku kamen wir gegen 22.00 Ortszeit (denkt immer an die Zeitverschiebung) an und machten uns gleich auf den Weg gen Helsinki, wo wir im Stadionhostel Betten gebucht hatten. Einmal tanken und weiter ging es. Zwar hatten wir bei Ankunft noch 26 Grad, es kühlte sich aber mit zunehmender Dunkelheit ab. Nun bleibt noch zu erwähnen, dass es in Finnland auch Blitzkästen zur Geschwindigkeitskontrolle gibt. 50% sind auf das Land verteilt, den Rest haben sie dann hier aufgestellt, so alle 50 m. Aber die Blitzen ja nur von vorn, das lies uns nur müde lächeln. Die Strecke ist gut ausgebaut und so verlief die Fahrt ohne Probleme. In Helsinki haben wir uns gleich mal verfranst. Ich war im Winter zwei Wochen zu Fuß in Helsinki unterwegs gewesen, aber das hat mich anscheinend nur noch mehr verwirrt. Etwas entnervt erreichten wir das Hostel dann doch noch. Müde schwangen wir uns in die Betten und Feierabend.

Helsinki - Hier hatten wir einen größeren Stop geplant um unsere Freunde Maarit und Pasi zu besuchen. Wir blieb bis zum Montag morgen im Stadionhostel, sahen uns Savonlinna an, verbrachten einen schönen Abend bei ihren Eltern, gingen spazieren und klönten und tranken. Am Montag packten wir dann etwas verkatert die Maschinen. Marc hatte am Vortag noch seinen Vergaser auseinander nehmen müssen aber jetzt lief der Bock wieder. Nächstes Etappenziel war die Seenplatte, die wir über die E75 via Lahti ansteuerten. Zwischendurch wichen wir noch einem Platzregen aus und setzten dann unsere teilweise feuchte Fahrt gen Mikkeli fort. Dort angekommen rasteten wir kurz und beschlossen uns einen kleinen Platz für die Zelte zu besorgen um dann morgen weiter zu fahren, schließlich hatten wir noch viel Strecke vor uns. Wir gingen davon aus mindestens jeden 2. Tag auf der Strecke sein zu müssen. Das sich dies noch relativieren sollte, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Hinter Mikkeli zog sich die B5 (die E75 zweigte in Heinola ab) weiter gen Savonlinna. Rechts und links zweigten kleine Wege ab und zwischen den Bäumen blitzten die Seen hindurch. An deren Ufer zu nächtigen war unser Ziel und so probierten wir zwei kleine Wege aus und stellten schnell fest: Die schönsten Plätze in Finnland sind schon vergeben, an die Finnen. Wir probierten eine größere Seitenstraße auf der linken Seite. Um genau zu sein, die 1. links nach dem 1. Sendemasten auf der linken Seite. So haben wir uns das gemerkt. Die Straße führte vorbei an einigen Häusern und nach wenigen Kilometern zweigte rechts ein weg (Name muß ich noch raussuchen) ab. Eigentlich war es nur eine etwas bessere Schotterpiste, die vorbei an Seen und kleinen Häuschen immer weiter führte. Langsam wurde aus der etwas besseren Piste eine etwas schlechtere. Jeder Platz, den wir uns näher an sahen, stellte sich als ungeeignet für unsere Zelte heraus. Entweder zu klein, zu nass oder zu uneben. Inzwischen war das ganz nur noch ein Feldweg, von dem rechts und links Wege ans Wasser führten. Aber da lebten schon die Finnen.

Der Weg endete an einem kleinen sandigen Parkplatz mit einigen Bootssteegen. Wir überlegten noch ob wir es wagen konnten hier zu zelten, als zwei Finnen eintrafen. Ero und Ela sprachen weder deutsch noch englisch und wir begrüßten sie erst mal herzlich. Nur die Frage unsererseits, ob wir hier bleiben könnten blieb aus Verständigungsschwierigkeiten ungeklärt. Bis Ero Marc signalisierte ihm zu folgen. Sie gingen den Weg zurück und aus den Gesten Elas vermuteten wir, das er ihm ihr Haus zeigen wollte. Wir Mädels kriegten einen Uralmokka serviert: hochprozentig und unheimlich gut. Gleichzeitig versuchten wir weiter zu kommunizieren, vor allem, da Marc auch nach 30 min noch nicht zurück war. Dann kam er völlig geschafft zurück. Er sei den Hügel hochgeführt worden, quer durch den Wald, um auf der anderen Seite eine Schutzhütte vorzufinden. Wir könnten dort bleiben. Ero und Ela deuteten uns an, überflüssiges Gepäck in den Carport zu legen und den Rest auf ihr Boot zu bringen. Marc sollte vorausgehen um beim entladen zu helfen. Das Boot war voll, doch Ero lies auch uns noch zusteigen und so kamen wir zu einer schönen Bootsfahrt, an deren Ende uns ein völlig geschaffter Marc empfing. Also Gepäck ausladen, Hütte bestaunen und Feuer anheizen. Unser finnischer Paar scheuchte uns direkt wieder ins Boot, wir sollten sie zu ihrer gegenüber liegenden Insel begleiten. Dort verbrachten wir den Abend mit einem erfrischenden Bad im See, holprigen Smaltalk (20 Wörter finnisch und viel schauspielerisches Geschick half, sich gegenseitig die Lebensgeschichte zu erzählen), leckerem Gebäck und dem Rest Uralmokka. Dort hing auch eine Übersichtskarte der Region und wir stellte fest, das wir uns am Ende einer Landzunge mitten auf einer Seenplatte befanden. Damit begann die mit unter schönste Zeit unseres Urlaub. Aus der einen Nacht im Zelt wurden 4 Tage auf dem Bärenfell, am Lagerfeuer, am See. Wir wollten gar nicht wieder weg und so verschoben wir immer wieder unsere Weiterreise.

Die Schutzhütte - wer hatte sie gebaut, wie fand man zu ihr hin und durften wir überhaupt solange bleiben? Es gab in der Hütte ein Gästebuch mit Bildern vom Bau. Wie es aussieht, haben die umliegenden Anwohner diese Schutzhütte gebaut und sie sind sehr stolz darauf. Jeden Tag kommen Finnen mit ihren Gästen und zeigen ihnen die 2 Jahre alte Hütte, das Plumpsklo, das Holzlager und dem schönen Steg voller Stolz. Auch wir trugen uns ins Gästebuch ein, in dem überwiegend Finnen sich eingetragen hatten. Marc reparierte noch den defekten Schwimmer des Stegs mit seinem Brenner, mit Ines nagelte er die hölzerne Fußmatte wieder zusammen und am Ende füllten wir die Holzvorräte der Hütte wieder auf. Ich könnte noch viel über unsere Zeit dort schreiben, aber ich lasse es mal gut sein. Das wäre ein ganzes Kapitel an Erlebnissen, vom Angeln, von den Mücken, den freundliche Finnen, dem Kochen, dem Schwimmen....

   

Am Freitag entschlossen wir uns zur Weiterfahrt. Wir hatten in den Tagen zuvor so viel Gepäck wie möglich zum Parkplatz gebracht und so ging es an diesem Morgen recht zügig. Wir verliessen unser kleines Paradies und machten uns auf der B5 wieder auf den Weg. Wir wussten, wir müssen jetzt Strecke reißen, um die letzten Tage wieder etwas wett zu machen. Wir wollten es uns aber nicht nehmen lassen, die finnische Seenplatte zu sehen. So steuerten wir Savonlinna an, wir duchfuhren den Ort und bogen kurz dahinter Richtung Heinävesi auf eine Verbindungsstraße ein. Wir haben uns dabei leider etwas verfranst, den ADAC-Karten sei dank, haben aber trotzdem eine schöne Strecke gefunden. Die ADAC-Karten haben aber die meiste Zeit ausgereicht. Von Heinävesi aus steuerten wir wieder gen Westen auf die B5 zu und setzen dann unseren Weg gen Norden fort. Die Seenplatte bleibt uns aber in guter Erinnerung, mit einer Lossi (kostenlose Fähren als Ersatz für Brücken), unzähligen Seen und wunderschön geschwungenen Straßen, denen nur der Regen etwas Abbruch taten.

Auf der B5 ging es weiter über Kuopio und Iisalmi, wo wir dann auf die B88 wechselten und über Puikkila langsam Richtung Bottnischen Meerbusen fuhren. Zwischendurch kündigte sich mal wieder der eine oder andere Regenschauer an. Wir müssen im nach hinein feststellen: wenn es in Finnland regnet, dann richtig. Wir hatten uns entschlossen nicht nach Norden zu fahren um erst dort unseren vierten Mann zu treffen. Statt dessen wollten wir Narvik gen Westen ansteuern, um dann gemeinsam hoch zum Nordcap zu fahren. Die Route ist von der Kilometerzahl kaum länger und Horst bräuchte nicht soviel Strecke von Oslo aus reißen. So steuerten wir also Oulu als Etappenziel an. Hört sich weit an, war es auch (Kilometerzahl) , aber wir waren gut drauf und sind bis in den Sonnenuntergang gefahren. Leider konnten man die Landschaft nicht wirklich genießen, da wir die ganze Zeit an einem Regengebiet entlang fuhren. Durch das Spritzwasser auf der Straße war die Sicht stark eingeschränkt. Aber nicht so stark, als das wir nicht den dreifachen Regenbogen bewundern konnten. In Oulu gönnten wir uns ein Bier, ein warmes Essen und ein Gespräch mit netten deutschen Studenten, die uns einen Übernachtungstipp gaben. In Ii (kein Tippfehler) sollte es einen Fluß Iijoki geben, an dessen Ufer es nahe der Straße einen Park mit Sandstrand gab. Der ideale Platz, wie er uns versicherte. So machten wir uns auf den Weg und fanden dieses nette Plätzchen im letzten Dämmerlicht. Dunkle Wolken zogen drohend auf, doch wir verbrachten noch einige Zeit mit Fachsimpeleien über das Fahren in der Gruppe. Bis zum ersten Tropfen auf den Nasen. Da konnten wir mal testen wie schnell unsere Zelte aufbaubar waren. Es passierte nicht mehr viel, todmüde versanken wir ins Land der Träume.

Die Sonne trieb uns am Sonntag aus dem Zelt. Wärme, Sonne, Sandstrand und Erholung standen nun an; erste Maßnahme: alles Nasse in die Sonne und das war ne ganze Menge. Wir genossen einen total entspannten Tag, ich ging im Ort noch kurz einkaufen und wir erkundeten die Gegend durch kleine Spaziergänge. Das Wasser war wunderbar und die Ruhe auch. Wir gingen spät ins Bett und hatten eine unruhige Nacht. Geweckt durch seltsame Geräusche lag ich wach und angespannt in meinem Zelt als plötzlich ein großer Schatten (war ja nicht dunkel hier oben im Norden) auf mein Zelt krachte. Danach wieder alles still. Ich bin sofort raus, aber es war nichts zu sehen. Ich weckte mir erstmal Verstärkung, nachdem ich gesehen hatte, daß mein Außenzelt ein großes Loch aufwies. Aber es war nichts zu sehen, kein Ast und kein Steine schmeißender Finne. War wohl ein großer Vogel im Landeanflug. Aber war doof. Das Zelt war neu und teuer gewesen und ich hatte nen Mordsschreck bekommen.

Am anderen Morgen (Montag) trat zumindest ich die Fahrt recht unausgeschlafen an. Etappenziel war Kiruna und wir kamen zugig vorwärts. Es ging die E75 über Kemi und dann entlang des Bottnischen Meerbusens auf der E4 über Tornio und Haparanda bis Töre. Dort ging es wieder gen Norden auf die E10 Richtung Kiruna. Uns erwartete eine sensationelle Landschaft als wir uns dem Abisko-Nationalpark näherten. Wir knackten an diesem Tag auch den Polarkreis am "Polar-Circle-Center" - einer Touristenfangmaschinerie - und schossen das obligatorische Foto. Als wir die Grenze Lapplands (Schild) überquerten, dauerte es nur noch 5 Minuten bis uns der erste Rentierbock vor die Maschine sprang. Es blieb definitiv nicht der Letzte. Ich beschloss nach der Episode der letzten Nacht in Kiruna das Hostel aufzusuchen. Marc und Ines wollten sich wieder in die Landschaft hauen. Wir erreichten Kiruna gegen 8.00 Uhr Ortszeit (Zeitverschiebung) und trennten uns. Nicht ohne ein wenig über Kiruna herzuziehen. Der Anblick der großes Erzminen und der vielen Industrieanlagen war wirklich nicht so toll. Ich bezog nach langem suchen im Yellow House Quartier und telefonierte erstmal eine Stunde mit meinem Bruder. War mal angebracht. Übrigens solltet ihr hier oben nicht nach einem Hostel fragen sondern immer nach dem Vanderheem.

Am anderen Tag gingen wir in den Endspurt, wenn alles klappte ,sollte unser 4. Motorrad in Narvik zu uns stoßen. Marc und Ines berichteten noch ausführlich über ihre nächtlich Mückeninvasion und auf gings. Die Norwegischen Berge waren am Horizont schon zu sehen und uns packte die Vorfreude. Auch wenn uns der Schnee an den Hängen doch zu denken gab. Die E10 schraubte sich langsam höher und zog sich immer wieder am Torneträsk (riesiger See) entlang bis hinauf zum Abisko-Nationalpark. Wir hielten immer mal an für Fotos (ein Regenbogen über dem Wasser nach dem anderen) und langsam schraubte sich die Straße vorbei an schroffen Berghängen und spektakulären Wasserfällen immer höher, während die Temperatur immer weiter sank. Die Birken wurden immer kleiner und unsere Haltung immer eine Spur verkrampfter, denn die Temperatur sank mit der Höhe der Bäume. Immer karger wurde die Landschaft und auf dem Pass boten sich uns spektakuläre Einblicke in diese bizarre Landschaft. Eigentlich der richtige Platz um anzuhalten, doch die Kälte lies uns weiterziehen. Oben auf dem Pass befand sich dann auch der Grenzübergang zu Norwegen. Man sollte meinen, die Landschaft könnte sich nicht Länderspezifisch ändern, hier geschah dies schlagartig. Die Natur blieb die Gleiche, doch an jedem kleinen See stand ein kleines Haus, mochte die Landschaft auch noch so karg sein. Teilweise waren die Bauplätze mehr als abenteuerlich. Die Straße schlängelte sich abwärts und nach und nach tauchte wieder Vegetation an den Hängen auf. Als dann auch die roten Blumen am Wegesrand erschienen, hatte die Temperatur auch wieder angenehme Formen angenommen. Wir folgten der E10 gen Westen und erreichten endlich die Küste in Form eines wunderschönen Fjordes. Wir wechselten auf die E6 Richtung Narvik und überquerten den Fjord über eine schön gelegene Brücke. Wir kurvten noch ein wenig hinter einem Oldtimergespann entlang, viel zu schön um überholt zu werden.

Narvik war erreicht. Wir hatten einen Mordshunger und waren auch recht durchgefroren. Also begaben wir uns in Ali Babas Räuberhöhle (einer Pizzeria - Frittenbude) und ich bestellte mir eine dicke fette Pizza, eine Minipommes als Vorspeise und eine Cola ohne mich um den Preis zu kümmern. Machte dann mal eben 24,-- Euro. Egal. War lecker und reichte für drei. Danach noch ein paar Lebensmittel besorgen und dann gleich weiter Richtung Lofotenfähre. Wir wollten in Ulsvag unser Lager aufschlagen um auf Horst zu warten, der gerade Trondheim passiert hatte. Von dort würden wir dann schnell auf der Fähre Skutvik sein können. Auf dem Weg dorthin mussten wir noch eine Fähre nutzen. Ulsvag ist nur ein kleines Nest mit Campingplatz und ein paar Häusern. Am Ortsausgang sahen wir am Fjordufer einige WOMO´s. Ein kleiner Feldweg (überschwemmt) führte hinab und wir bahnten uns unseren Weg. Unten angekommen stellten die anderen ihre Motorräder ab, ich stand allerdings in einer Pfütze und kam auf die törichte Idee um die anderen herumzufahren um das rettende Ufer zu erreichen. Wie Ines später sagte: "Du warst hinter mir als ich den Helm abnehmen wollte. Als ich ihn über den Kopf hatte, lagst du 10 m weiter im Gras." Ich hatte mir nichts getan, aber mein Gepäckkoffer war hinüber. Wir schlugen unsere Zelte auf und knüpften erste Kontakte mit den Campern. An diesem Abend sollte Horst kommen, aber er kam erstmal nicht und rief auch nicht an. Marc blieb auf, um seinem Vater bei Bedarf entgegen zukommen und zu uns zu lotsen. Um drei Uhr morgens schmiss er den Motor an und wenige Minuten später war Horst nach 1600 km bei uns angekommen. Ines und ich krochen aus dem warmen und es gab erstmal eine herzliche Begrüßung. Da Horst ein wenig Entspannung nötig hatte, beschlossen wir noch einen Tag an diesem schönen Fjord zu bleiben. So krochen wir alle wieder in die Schlafsäcke und freuten uns auf die nächsten Tage.

Der nächste Tag war sehr schön. Wir angelten, aßen Fisch (die meisten jedenfalls) und genossen den Sonnenuntergang. Wir bepackten nach diesem Tag unsere Maschinen (mein Koffer wurde gut versschnürt) und nahmen uns die Lofoten vor. Also ab nach Skutvik, einem von drei Fährhafen zu den Lofoten. Wir schnallten wieder einmal unsere Maschinen fest und suchten uns ein schönes Plätzchen an Bord. Als wir anlegten schnallten wir unsere Böcke natürlich gleich los. Leider war uns da ein Fehler unterlaufen: Das war nur die Zwischenstation, nicht unser Hafen. Sehr peinlich und lästig. Also alles wieder festschnallen und wieder hoch. Der Ausblick von der Fähre war imposant. Hinter uns türmten sich die Berge des Festlandes und vor uns erhoben sich die Lofoten.

Die Lofoten - nun als erstes hielten wir nach Lofotengrün ausschau. War es das türkisgrün des Wasser (einfach atemberaubend, diese Farbe erwartet man sonst in der Südsee) oder das der kargen Hänge. Ich werde das mal in einer Farbtafel nachschlagen müssen. Es war halbwegs trocken und wir kurvten zur nächsten Fähre. Die Wartezeit verkürzten wir uns mit Fachsimpeleien und Erfahrungsaustausch. Mit uns stand eine große Gruppe Biker in der Reihe. Die kamen von überall her und hatten sich unterwegs zusammengeschlossen. Sehr fasziniert beobachteten wir die Beladungsprinzipien des Personals: "Wir packen immer alles was schwer ist nach links." So wurde der große Futtermitteltransporter und ein dickes WOMO (Wohnmobil) gaaaaanz links eingeparkt. Wir fragten uns ob wir bei der Hanglange überhaupt die Rampe schaffen würden. Der Kapitän (denk ich) glich wohl seine Ballasttanks aus und wir richteten uns minimal auf. Leider nicht genug. Ich merkte gleich: Wenn ich meinen Seitenständer nutze, krieg ich dieses schwere Ding nie wieder hoch. Der Beladungsoffizier deutete mir an bei der Maschine zu bleiben, was schließlich alle Biker taten (außer der mit Beiwagen, logisch). Ich stand links mit meinem Platznachbar Thomas. Wir unterhielten uns und tauschten Adressen aus während wir versuchten unsere Maschinen aufrecht zu halten. Nach einer halben Stunde gings dann weiter. Wir folgten den engen Kurven und langsam schraubten wir uns gen Norden. Ein Brücke führte uns schließlich wieder aufs Festland. Weiter ging es auf der E6 gen Norden. Unser Ziel das Nordkap schien noch weit entfernt. Es war ein langer Tag gewesen und so schlugen wir erst um 03.00 Uhr unser Camp auf, nachdem wir einen äußerst steilen Feldweg heruntergeschlichen sind. Wir waren alle ganz schön k.o. und schliefen schnell ein. Hier will ich mal anmerken, dass das lange Tageslicht einen dazu verleitet immer weiter zu fahren, obwohl schon Schlafenszeit wäre. Man sollte sich überlegen, ob man wirklich bis 03.00 Uhr fahren muss, oder sich nicht einfach früher einen Rastplatz sucht.

     

Wir wollten am anderen Tag früh los und kraxelten mit unseren Maschinen wieder den Hang hoch. Wir wollten nach Möglichkeit noch an diesem Tag das Nordkap erreichen um zu erleben wie die Sonne den Horizont kratzt ohne unterzugehen. Am Nordkap ist dies nur bis Ende Juli möglich und wir hatten den 01.08. - vielleicht hatten wir ja Glück. Wir kurvten immer weiter nach Norden, vorbei an wunderschönen Fjorden. Die schroffen Felshänge wichen zurück und ein Hochplateau erstreckte sich vor uns. Der Wind pfiff von Norden (glaub ich) und das nicht zu knapp. Wir alle legten unsere Maschinen in den Wind, keine Ahnung wie schräg unsere Straßenlage war, aber das ganze setzte sich 20 Kilometer und eine somit eine halbe Stunde fort. Hier oben wuchs nichts mehr. Ab und zu sah man eine Schutzwand gegen Schneewehen und auf halber Strecke sahen wir noch ein Samenlager mit Rentieren. Das ganze war recht anstrengend, da einen jeder entgegenkommende LKW umzureißen drohte. Mit unserem Gepäck waren wir der optimale Windfang. Bei dem ganzen Wind von links gefror einem auch irgendwann alles auf dieser Seite. Wir waren heilfroh, als wir um einen Bergrücken kurvten und dem Wind entkommen waren. Ein paar Kurven später passierte es dann, wie sich herausstellte waren wir inzwischen ca. 10 km vor Skaidi: Ines´ Hinterreifen platzte.

Ein dickes Lob für ihren Fahrlehrer, sie hat es gut hingekriegt die Virago zu drosseln. Als sie dem entgegenkommenden Verkehr ausweichen musste, schaukelte sich leider der ganze Bock auf und sie machte den Abflug. Sah ziemlich übel aus, aber sie hatte Glück im Unglück und kam mit einer Nacht im nördlichsten Krankenhaus der Welt davon. Auf die Entlassungsurkunde ist sie richtig stolz. Während Marc und Ines die Nacht im Hotel verbrachten, die Virago es sich beim Abschleppdienst in Skaidi gemütlich machte (mal ein dickes Lob für den ADAC), campierten Horst und ich an der nassen, windigen Unfallstelle. Am anderen Morgen blieb ich als Wache zurück, während Horst den Marc in Hammerfest einsammelte. Alle zusammen machten wir uns nachmittags auf den Weg um Ines aus dem Krankenhaus abzuholen. Wir hatten einen Großteil des Gepäcks bei der Virago gelassen, die der ADAC nach Deutschland verschiffen würde. Der Rest (drei Gepäckrollen und zwei Seitenkoffer) kam bei Marc drauf. Somit hatte Horst auf seiner Pan Europeen Platz für Ines. Meine kleine Suzi war eh schon mit mir und meinem Gepäck überlastet. Ines ging es schon wieder besser und wir beschlossen im Tourist Center Quartier zu beziehen. Erstens war es spät und zweitens sollte Ines sich noch etwas regenerieren und drittens hatte keiner von uns Lust noch einmal über die kilometerlange Schotterpiste (Straßenbauarbeiten kurz vor Hammerfest) zu fahren. Hier bezogen wir eine Hütte auf einem recht windigen Felsen mit Blick auf den Fjord und Hammerfest.

Der nächste Tag bestätigte uns in unserer Entscheidung. Es war tierisch windig und immer wieder kamen dicke Schauer herunter. So schlichen wir uns nur für Notfälle raus. Wir planten, erst am Sonntag weiter zu fahren. Dann aber früh zu starten und gleich bis zum Nordkap zu fahren. Danach wollten wir gleich weiter gen Süden zum Inarisee. Der Gedanke: Bloss wieder in den Süden, ins Warme. Die Tour war dann auch recht kalt. Ich hatte 7 Oberteile und 4 Schichten Hosen an (lange Unterhose, Jeans, Innenfutter, Hose und Regenkombi) und am Ende war mir trotzdem kalt. Viele haben mir im Vorfeld erzählt, ich solle mir das Nordcap sparen. Es sei nur ein kahler Felsen, der immer im Nebel hängt. Der Weg dahin sei nur langweilig und felsig. Aber für mich gehörte dieser Tag zu den schönsten der ganzen Tour. Ich liebe die karge Natur, ursprüngliche Felsformationen und rauhe Landschaften. Wir kurvten Stundenlang hohe Küstenfelsen entlang, unterbrochen von tiefen Fjordeinschnitten mit türkisgrünem Wasser. Die Tunnel auf dieser Strecke sind nicht alle gebührenpflichtig, dafür nicht minder beeindruckend. Einer führte uns tief in den Fels, immer tiefer ging es bei schwacher Beleuchtung, sinkenden Temperaturen in einen grob gehauenen Stollen. Anders kann man es nicht beschreiben, wenn rechts und links das Wasser den rohen Felsen herunterrinnt. Aber irgendwann stieg die Straße wieder an und wir hatten den Fjord unterquert. Und dann war da noch das Nordcap. Nun, es ist ein kahler Fels mit Schotterparkplatz, Aussichtsplattform und einem Exhibitioncenter. Ganz nett. Aber das entscheidene Gefühl war: Wir sind da! Und dann waren wir ganz schnell wieder weg. War zu kalt und wir wollten doch zurück ins Warme. Einfach nur in den Süden, so schnell es ging.

    

Bevor wir wieder den Rückweg antraten haben wir uns noch kurz gestärkt und uns ein wenig über die tschechischen Radfahrer amüsiert. Spät am Abend erreichten wir dann erschöpft den Inari-See und schlugen unsere Zelte auf. Neben uns lagerte noch ein italienisches Pärchen, deren Motorrad ebenfalls erhebliche Sturzschäden aufwies. Auch ihr Trip war nicht ohne Folgen geblieben, auf den letzten 100 km vorm Norcap hat es sie umgehauen. Aber wofür hat man immer Klebeband dabei, damit flickt man Koffer (meine), oder auch Blinker (die der Italiener). Schnell noch was gegessen, die Sauna für den nächsten Tag gebucht und dann in den warmen Schlafsack. Diese Nacht war dann die kälteste der ganzen Tour. Nach einer Stunde begann ich nach und nach mit meine Kombi wieder anzusiehen, sonst hätte ich gar keinen Schlaf finden können. 

Ein neuer Tag und eine Tag Pause. Die Männer angelten, die Frauen faulenzten. Am Abend haben wir uns dann die Sauna gepachtet. Herrlich. Herrlich. Herrlich. Endlich wieder warm. Am Abend versammelten sich alle Bewohner, ob Radfahrer, Motorradfahrer oder Wohnwagenlenker, am See um den Sonnenuntergang zu geniessen. Nun holte uns allerdings die Wirklichkeit am nächsten Morgen wieder ein: es regnete. Packen im Regen ist wirklich das Letzte. Vor allem, da wir eine der kältesten Nächte der Tour hinter uns hatten. So starteten wir mit der Hoffnung auf besseres Wetter und wurden 100 km später belohnt. Wir hatten vor bis zur Küste durchzufahren, leider sagten unsere Reifen nein. Wir eierten vorsichtig bis Rovaniemi und nachdem der Reifenhändler bedauernd mitteilte, der Reifen würde erst in zwei Tagen geliefert werden. Also suchten wir uns einen schönen Platz für unseren Zwangsaufenthalt. Da mein Reifen schon am ersten Tag gewechselt werden konnte, machte ich einen Trip zum Weihnachtsmann. Der wohnt bekanntermaßen am Polarkreis und genau da liegt Napaiiri. Da gibt es einen Santa-Claus-Park - einen Weihnachtsfreizeitpark mit jede Menge Nepp. Wenige 100 Meter weiter findet man dann das Polarkreis-Center. Das ist dann schon etwas netter aufgemacht mit schönen Holzblockhütten, die allerhand weihnachtlichen Schnickschnack bieten. Außerdem residiert hier der Weihnachtsmann. Das wollte mir Klein-Andre bei der Rückkehr zwar nicht wirklich glauben, aber wahr ist wahr. Denn gleich nebenbei war sogar das Rentiergehege. Da war zwar aber keine rotnasiges dabei, aber in einiger Entfernung stand ein Schuppen mit dem roten Schlitten. Und weil es mich in den Fingern juckte, habe ich auch gleich Weihnachtsgeschenke gekauft, mitten im Sommer.

Drei Weihnachtsstrümpfe für Hannah, Andre und Nora. Ein Holzmesser für Marc, einen Schlüsselanhänger mit echtem Rentierfell für Ines (sie hatte sich ja eins gewünscht, wenn auch eigentlich etwas größer) und einen Aufnäher vom Polarkreis für Horst. Ich kam gerade recht zum Essen und danach gab es die Bescherung und viele lächelnde Gesichter. Richtig schön.

Nun irgendwann kam dann auch der Reifen für Marc und weiter ging es.  Wir steuerten weiter gen Süden und ich überlegte mich von den anderen zu trennen und über Finnland zurück zu fahren. Dann hätte ich meine beiden Freunde noch mal besuchen können und Ines, Marc und Horst wollten auf schnellen langen Touren heim, da Ines der Unfall noch immer in den schmerzenden Knochen steckte (Hals und Schulter und jede Menge Prellungen). Man muss auch sagen, dass die Chemie zwischen uns nicht immer gestimmt hat. Beim Fahren gerät man oft an den Rand seiner Kräfte und diese Kräfte waren unterschiedlich verteilt. Auch gingen unsere Meinungen über das wie manchmal ein wenig auseinander. Seit der sommerlichen Weihnachtsbescherung hatte sich die Stimmung allerdings gebessert und ich beschloss bei den anderen zu bleiben. Wir wollten zügig heim.

Wir kreuzten unsere alte Route und fuhren die Ostküste Schwedens hinab. Es wurde immer wärmer und das Meer war immer öfter zu sehen. Doch wir gönnten uns kaum Pausen und rissen Kilometer für Kilometer ab. Meine Hände haben das kaum noch mitgemacht, denn meine Suzi hatte doch recht schmale Griffe. Wenn ich morgens aufwachte konnte ich meine Finger nicht bewegen. nach einer halben Stunde Gymnastik konnte ich sie leicht bewegen und nach weiteren 30 Minuten saß ich in der Regel bereits wieder auf dem Bock Richtung Süden. in der Nähe des Vätternsee campen wir noch ein letztes mal, auch wenn wir zwischendurch doch den Luxus der Hütten vorgezogen hatten. Dort war es wunderbar warm und die Badeanzüge kamen noch einmal aus dem Gepäck und die Angel wurde ausgeworfen. Wir entschlossen uns die letzte Etappe in der nacht zu fahren, etwas mit dem ich normalerweise keine Probleme habe.  Wir richteten auch noch kurz mein Hinterrad, denn es stellte sich heraus, dass die Werkstatt es tatsächlich schief eingebaut hatte.

Hier war das anders, denn tagsüber hatte man durch die Wärme und die vielen Mücken wenig Ruhe gefunden. Wir bauten die Zelte noch vor Einbruch der Dunkelheit ab und warteten, dies allerdings in einer unermäßlich üblen Mückenattacke. Kein Zentimeter Haut war vor den Viechern sicher und so saß ich nachher in kompletter Motorradkluft inclusive Handschuhen und Helm am Lagerfeuer. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon Probleme den Helm aufzusetzen, da die Mücken mich an der Stirn erwischt hatten und die Beulen ein schmerzfreies überstülpen des Helmes nicht zu ließen.

Gegen Mitternacht sind wir dann los und die Müdigkeit packte mich vom ersten Moment. Dazu kam das umgebaute Hinterrad, das sich auf den ersten Kilometern sehr schwammig anfühlte. Die Dunkelheit war das schlimmste, denn wir hatte sie seit drei Wochen nicht mehr in dieser Intensität erlebt. Für mich jedenfalls war das eine Horrornacht, ich hatte richtige Beklemmungen wegen der Dunkelheit, da ich sie nicht mehr gewohnt war. Die Nacht war Pechschwarz und als dann die Müdigkeit hinzukam, wurde es heikel. Auch Pausen halfen da nicht mehr viel und ich hielt mich mit Weingummis halbwegs auf Kurs. Nicht unbedingt die weiseste Entscheidung meines Lebens.

Irgendwann erreichten wir die Fähre in Malmö, die im Morgengrauen ablegte und uns nach Nord-Dänemark bringen sollte. An Bord tat ich nur noch eines: Schlafen! In Dänemark angekommen  düsten wir die Autobahn Richtung Süden und kehrten bei einem befreundeten Ehepaar mit Hotel ein. Am anderen Morgen und nach den besten Käsetortellini mit Tomaten-Sahne-Ziebel-Soße die ich bis heute gegessen habe brachen wir für den Rest der Tour auf. Vergessen war die Müdigkeit, vergessen die 8.000 Kilometer auf dem Tacho - es herrschte Stolz und Zufriedenheit darüber es geschafft zu haben.

Soll ich euch was sagen? Danach habe ich allerdings mein Motorrad in die Garage gestellt, abgepackt und das Ding über die Winterpause mit dem Hintern 4 Monate lang nicht mehr angesehen.

 

Sei es drum - Es war unvergeßlich und jetzt - 2007, bei der Fertigstellung des Berichts - noch immer präsent. Ob ich es wieder machen würde? Vielleicht!