Titel: Eine lange Schicht 

CSI Las Vegas 9. Staffel


„Was sagte die Zentrale? Wo war dieser Wagen?“

„Das müsste dahinten sein.“ Nick wies auf eine Schotterpiste rechts von ihnen. Die Sonne brannte unerbittlich, auch wenn die Nächte um diese Jahreszeit schon sehr kühl wurden. Mitte Oktober nicht ungewöhnlich. Greg Sanders lenkte den Wagen auf die staubige Piste. Es hatte seit Wochen nicht geregnet.

„Und wie weit?“ Greg zog die Sonnenblende herunter und versuchte den Wagen auf der Piste zu halten.

„Keine Ahnung.“ Nick sah auf den Notizzettel auf dem Aktendeckel. „Der Hubschrauber hat das Fahrzeug entdeckt. Scheint das Gesuchte zu sein.“ Die nächste halbe Stunde wand sich der Schotterweg immer weiter aus der Stadt heraus und in die Wildnis hinein.

Die ganze Abteilung bearbeitete seit Tagen die Flucht eines  Straftäters  aus dem Staatsgefängnis. Wayne Dobbings hatte einen Wärter als Geisel genommen und später getötet. Die Ermittler vermuteten ihn in Las Vegas, wo seine alten Komplizen lebten. Einer davon war gestern in einer Gasse erschossen aufgefunden worden. Die Patrone passte zur Dienstwaffe des Wärters.

Die Straße wand sich um eine Erhebung und schraubte sich langsam immer höher. Kaum war man aus der Stadt hinaus verwandelte sich die Natur in eine absolute Wildnis. Die Straße war mehr als schmal und Greg ging mit der Geschwindigkeit etwas herunter. Nick sah nach vorne, die Straße schien im nirgendwo zu enden und wand sich doch immer weiter um den Hügel.

Greg wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Eine Meilenangabe wäre echt schön gewesen.“ Nick konnte nur zustimmend nicken.

„Da!“ Nick wies auf das Heck eines alten Pontiac, der seitlich am Straßenrand stand. Er schien von der Straße abgekommen zu sein und hing halb über dem Abhang.

„Ich sehe aber keinen Streifenwagen. Brass sagte doch es würde einer hier warten.“

„Müsste eigentlich vor Ort sein!“ Nick sah sich zu allen Seiten um, konnte aber nichts außer Sträuchern und Felsen sehen. Das gefiel ihm nicht, sie hatten immer Rückendeckung bei ihren Einsätzen, das war Vorschrift. Greg griff zum Handy. „Ich frag mal nach!“ Er tippte und fluchte dann. „War ja klar! Kein Empfang in dieser Einöde.“

„Vielleicht war es ihm hier zu heiß und zu langweilig. Ich würde es verstehen. Elender Staub!“ Greg drehte den Wagen in einer der Kehren und parkte ihn. Er stand mitten auf der Straße, aber hier machte das vermutlich nichts. „Egal! Gehen wir ans Werk. Scheint der richtige Wagen zu sein.“ Greg stieg aus und begann die Ausrüstung auszupacken.

„Mir gefällt das nicht. Wo ist die Streife? Brass ist da immer sehr gründlich.“ Nick stieg aus und sondierte misstrauisch die hitzeflirrende Umgebung. Ergebnislos. „Okay. Bringen wir es hinter uns.“

Er ging zu Pontiac herüber und beugte sich herab. „Schau mal...“ Nick sah unter den Wagen. „Die Achse scheint gebrochen zu sein. Kein Wunder, dass er ihn hat stehen lassen.“

„Dobbings hat den Wagen vielleicht schon direkt nach seiner Flucht hier gelassen. Sehen wir nach was wir finden.“ Greg nahm seine Lampe zur Hand und leuchtete in den Wagen. Überall lagen Fast Food-Verpackungen und Speisereste. Die Sonne stand hoch und brannte. Nick konnte sich unzählige schönere Orte vorstellen als diese staubige Piste.

Er ging um den Wagen herum und besah sich die Schäden am Kühler. Dieser Wagen würde kein Stück mehr fahren. „Ich frag mich was der Kerl hier wollte?“ Er gestikulierte in Richtung Straße. „Ich meine, wie ist er überhaupt wieder hier weg gekommen?“

„Vielleicht hat er sich mit jemanden hier getroffen. Vielleicht mit seinem Opfer, diesem Mitchell Grant.“ Greg suchte etwas in seinem Koffer. Frustriert schüttelte er den Kopf. „Ich hol kurz die Akte.“

Nick beugte sich wieder zur Fahrerseite herab und zog sich die Handschuhe über. Das würde ein mühsames Stück Arbeit werden. Hauptsache, sie kriegten den Kerl bald zu fassen.

„Hey, Nick? Hat überhaupt schon jemand den Abschleppwagen bestellt?“ Sein Kollege hatte sich rückwärtsgehend umgewandt und sah ihm fragend entgegen. Er sah nicht, was Nick sah und was er nun auch hörte. Ihr abgestelltes Fahrzeug bewegte sich am Rande seines Blickwinkels. Ein Motor heulte auf. Auch Greg war in der Bewegung erstarrt und blickte zur Seite.

Greg stand mitten auf dem schmalen Weg und war wie erstarrt. Er schien zu versuchen zu begreifen, was gerade geschah und was dies für ihn bedeutete. Nick sah wie der Wagen beschleunigte und auf seinen Freund zu jagte. Greg hatte nicht viele Optionen. Er konnte versuchen zurück zu hechten und über den abschüssigen Rand der Piste zu entkommen. Oder er wich an die steile Wand des Hangs aus.

Doch Nick beobachtete, dass sein Kollege sich nicht rührte. Der Wagen raste auf ihn zu und Nick wusste, sein Freund hatte etwas zu lange gewartet, als er sich  in Bewegung setzte.

Nick zog seine Waffe, doch Greg stand in seinem Schussfeld. Der Wagen brauste mit einer wahnwitzigen Geschwindigkeit die Piste herunter und Nick sah wie der Wagen Greg touchierte. Dann verschwand sein Freund in der aufwirbelnden Staubwolke.

***

Nick sah noch einmal dem davon brausenden Wagen hinterher und fluchte. Dobbings hatte sie ausgetrickst. Er rannte die wenigen Meter bis zum Abhang und sah hinab, konnte Greg aber nicht entdecken. „Greg!“

Der ganze Hang war von Felsen und dornigen Sträuchern übersät.  Nick kam direkt ins Rutschen und musste sich mit der Hand in einem der Sträucher festhalten. „Argh.“ Dicke Dornen hatten sich in seine Handballen gebort. Hektisch ließ er seinen Blick über die unwirtliche Landschaft gleiten. Der Hang war verdammt steil. Greg konnte weiter herunter gerutscht sein.

Nick stolperte weiter hinab. „Greg!“

Da hinten! Nick sah Gregs Basecap im Staub liegen. Er stolperte dorthin und dann sah er seinen Freund. „Hey?“ Greg saß an einen Felsen gelehnt und hatte die Augen geschlossen, aber offensichtlich hatte er sich schon selbstständig aufgesetzt. „Hey, Kumpel? Alles okay?“

Es war offensichtlich, dass dem nicht so war. Gregs Kleidung war an vielen Stellen aufgerissen und blutverschmiert. Unzählige Schürfwunden von der Rutschpartien den Hang hinunter bedeckten seine Arme und sein Gesicht. Sein Shirt war an der Schulter aufgerissen und offenbarte eine böse Prellung. Doch am meisten Sorgen machte Nick die klaffende und stark blutende Platzwunde an der rechten Seite seiner Stirn.

Greg schlug benommen die Augen auf, schien aber Nick nicht wirklich fokussieren zu können. „Was war ...“

„Bleib ganz ruhig sitzen. Wir kriegen das schon wieder hin. Das muss Dobbings gewesen sein. Er muss hier auf seine Chance gewartet haben.“

„Dobbings...?“ Greg war offensichtlich noch nicht ganz bei sich. Nick riss sich ein Stück von seinem Hemd ab und drückte es vorsichtig auf die blutende Wunde. „Auhhh.“ Greg zuckte zusammen.

„Sorry, Kumpel, das muss sein.“ Greg schien durch den Schmerz wieder etwas zu sich zu kommen, jedenfalls war sein Blick schlagartig klarer geworden.

„Ich hab den Schlüssel stecken lassen.“ Greg wollte offensichtlich den Kopf schütteln, entschied sich mit einem Stöhnen aber dagegen.

„Vergiß es, Kumpel, ich hätte es nicht anders gemacht. Wir sollten froh sein, dass der Kerl einfach abgedüst ist, schließlich trägt er nachgewiesen eine Waffe bei sich.“ Nick sah frustriert nach oben. Er hatte keine Ahnung, wie er Greg den Hang hochbekommen sollte. Vielleicht, wenn er sich etwas erholt hatte.

Greg wollte sich zurechtrücken und stöhnte auf, als er den rechten Arm belastete. „Argh...!“

„Was ist...?“

„Ich weiß nicht....“ Greg zog seinen Arm nach vorne und Nick sog scharf die Luft ein. Der Arm war mehr als offensichtlich kurz unterhalb des Ellbogens gebrochen. „Ich glaub ich hab mich abgestoßen ... ich... Wow, das tut weh!“

„Das glaub ich. Hör zu, der Arm ist gebrochen. Wir müssen ihn fixieren.“ Nick lenkte Gregs Arm vorsichtig vor seinen Körper. Sein Freund stöhnte auf. Nick dachte schon er würde ohnmächtig, doch Greg hielt tapfer durch und biss sich auf die Lippen.

„Da hinten!“

„Was?“ Nick war irritiert. Doch sein Kollege wiederholte es. „Da hinten. Ein Streifenwagen.“

Stokes sah instinktiv nach oben zur schmalen Straße, konnte aber nichts entdecken. „Nein, da unten.“ Greg hob den gesunden Arm an und wies den Hang hinab.

Fassungslos entdeckte er den Streifenwagen, der hinter einigen Büschen am Fuße des Hanges lag. Jetzt erst begriff er, warum sie keinen Streifenwagen vorgefunden hatten. Nur Dobbings konnte dafür verantwortlich sein und das ließ die schlimmsten Befürchtungen in ihm hoch kommen.

„Du musst da runter und nachsehen.“ Er wandte sich seinem Freund zu und griff an die Kompresse an seiner Stirn, die Nick die ganze Zeit gehalten hatte. „Ich komme schon klar.“

„Bist du sicher?“ Er ließ Greg nur ungern hier zurück, aber er wusste, es ging nicht anders. „Ja.“

***

Nick Stokes arbeitete sich langsam den Hang hinab. Schweiß rann ihm über die Stirn, denn die Sonne stand hoch und brannte. Nur noch wenige Meter, dann würde er Gewissheit haben. Im besten Fall lagen dieer Officer gefesselt im Kofferraum. Den schlimmsten Fall wollte er sich nicht ausmalen.

Keuchend erreichte er den Wagen und ging vorsichtig um ihn herum. Die Schnauze des Wagens war auf einen Felsen aufgeprallt und wenn er hoch sah konnte er nun auch die Schneise sehen, die der Wagen durch die Büsche geschlagen hatte. Seltsam, dass ihnen das oben nicht aufgefallen war. Aber vielleicht waren sie zu sehr auf Dobbings Wagen konzentriert gewesen.

Er wandte sich wieder dem Wagen zu. Er sah zwei Einschusslöcher an der Fahrertür und sah hinein. In seinem Magen zog sich alles zusammen. Dieses Schwein! Vor ihm lag, zur Seite gekippt, eine junge blonde Polizistin. Blutüberströmt. Die Kugeln hatten die Tür durchschlagen und sie in der Seite getroffen.  Auf dem Beifahrersitz saß ein älterer Kollege. Kopfschuss! Nick glaubte nicht an ein positives Ende, aber er griff durch das zerstörte Seitenfenster und hielt seine Finger an den Hals der jungen Frau. Nichts. Er ließ sich auf einen der Felsen nieder und rieb sich den Schweiß aus dem Gesicht.

Er konnte ihr nicht mehr helfen. Officer Mara Larrson. Er sah den Hang hinauf. Greg war nicht zu sehen, aber er saß da oben und hatte Schmerzen und er musste ihm helfen. Die Situation war nicht gut, denn seinem Freund ging es nicht gut. Zudem würde sie hier so bald niemand suchen. Er zog sein Handy hervor. Kein Empfang, aber das hatte er nicht anders erwartet. Sein Blick wanderte zu dem Streifenwagen. Er kletterte wieder an die Seite des Wagens und sah hinein.

Enttäuscht biss er sich auf die Lippen. Das Funkgerät war aus seiner Verankerung gerissen worden. Dobbings hatte ganze Arbeit geleistet. Gut! Hier konnte er nichts mehr tun, aber vielleicht fand er etwas, was ihnen weiterhalf. Er ging zum Kofferraum und öffnete ihn.

***

Als Nick sich wieder hochgearbeitet hatte, fand er Greg zusammengesunken vor. Besorgt legte er die geborgene Ausrüstung zur Seite und fühlte seinen Puls am Hals. Ein regelmäßiges Pochen beruhigte ihn. Vorsichtig lehnte er den nach vorne gekippten Kopf seines Freundes zurück an den Felsen. Die Wunde blutete noch immer ein wenig.

„Greg?“ Sein Kollege reagierte nicht. Nick nahm die Chance war und zog den Erste-Hilfe-Koffer aus dem Streifenwagen heran. Er würde Gregs Arm fixieren. Es war besser, wenn er das nicht mitbekam. Nick machte sich ruhig ans Werk und versorgte nach dem Arm auch noch die blutende Platzwunde und andere kleinere Wunden von dem Sturz.

Sein Kollege war sehr blass und Nick sah frustriert nach oben. Er musste Greg wieder hoch auf die Straße schaffen, die Position hier am Hang war zu riskant. Er hatte sich aus dem zerstörten Polizeiwagen unter anderem ein Seil mitgenommen und wollte mit dessen Hilfe hoch. Als er Greg gut versorgt wusste, nahm er das Seil und kletterte weiter hinauf. An der oberen Böschung band er es fest und ließ sich daran wieder herab.

Doch er würde es nicht ohne Gregs Hilfe schaffen. „Hey, Kumpel!“ Er rüttelte ihn sanft. „Komm schon, ich brauche dich.“

„W..was?“ Mühsam kämpfte sich sein Freund zurück. „Was ist denn?“

„Komm schon. Wir gehen jetzt da hoch.“ Er deutete das Seil entlang. „Was meinst du, kannst du aufstehen?“

Greg schien einen Moment in sich hinein zu horchen und nickte dann vorsichtig. „Wir können es mal versuchen....“ Er versuchte sich hoch zudrücken und Nick griff ihm unter die Achseln und zog ihn vorsichtig hoch.

„Argh...!“ Greg schwankte und belastete sein rechtes Bein vorsichtig.

„Geht es?“

„Stehen... klappt schon mal.“ Greg blickte nach oben und sein Blick verriet Skepsis.

***

Sie brauchten fast einen halbe Stunde und Nick musste seinen Freund mehr tragen als stützen. An der Kante sank Greg zusammen und Nick zog ihn vorsichtig bis zu Dobbings Wagen. Er ließ ihn hinab sinken und lehnte ihn an das Fahrzeug.

Nick ließ sich neben ihn auf dem Boden nieder und atmete tief durch. Es war heiß und sie hatte nichts zu trinken. Es war besser, wenn er für Greg und sich einen Sonnenschutz baute. Doch erst mal brauchte er eine Pause. Nick zog sein Handy wieder hervor. Kein Empfang.

Er tippte eine Nachricht ein und drückte auf den Sendeknopf. Vielleicht würde das Signal irgendwann durchkommen und seinen Kollegen alarmieren. Wenn nicht würden sie lange warten müssen. Es war der letzte Auftrag ihrer Schicht gewesen.

Greg schlug die Augen auf. „Hey!“

„Hey!“ Nick half seinem Freund, sich in eine bequemere Position zu begeben.

„Wie lange wird es wohl dauern?“ Nick musste schmunzeln. Als würde Greg seine Gedanken lesen können.

„Im schlimmsten Fall? Bis heute Nacht, wenn sie uns bei der Schicht vermissen und selbst dann müssen sie erst mal darauf kommen, dass wir noch hier fest stecken.“ Er sah zu ihm herüber. „Aber sie werden kommen.“

„Ich schaffe das schon. Was ist mit den Officers?“

„Das Schwein hat sie erschossen. Ich konnte ihnen nicht mehr helfen.“ Nick würde den Anblick der jungen Frau so schnell nicht los werden, das wusste er. Sie wurden immer wieder mit dem Tod konfrontiert, aber manchmal war es einfach so unnötig. „Verflucht! Hoffentlich finden die anderen bald eine Spur.“

„Wir sollten den Wagen untersuchen.“ Greg wies mit dem gesunden Arm hinter sich. „Vielleicht finden wir einen Hinweis auf seine Pläne.“

Nick musste seinem Freund recht geben. Vielleicht fanden sie hier den entscheidenden Hinweis. „Nun, ich denke wir haben nichts besseres vor, oder?“ Er griff zu seiner Tasche und erhob sich. „Aber du bleibst gefälligst hier sitzen und erholst dich. Vermutlich hast du eine Gehirnerschütterung.“

***

Catherine Willows rieb sich müde die Augen. Die Nachtschicht war schon lange vorbei, aber der Fall noch lange nicht gelöst. Sie waren keinen Schritt weiter. Wayne Dobbings entzog sich ihrem Zugriff und mit jeder Minute die er dort draußen frei herumlief, stieg die Gefahr weiterer Opfer. Sie hatten viele Spuren, doch keine führte zum Ziel.

Dobbings hatte einen seiner ehemaligen Komplizen getötet und so, wie sein Opfer zugerichtet worden war, hatte er versucht, irgendetwas aus dem Mann heraus zu prügeln. Oder er hatte ihn abgrundtief gehasst und sich gerächt. Doch sie hatten am Tatort keine neuen Hinweise gefunden. Zur Zeit versuchten sie herauszufinden, mit wem Wayne Dobbings während seiner Haftzeit alles Kontakt hatte. Vielleicht fanden sie heraus wer das nächste Opfer sein würde.

„Einen Kaffee?“ Erschrocken sah sie zu Dr. Langston auf. „Oh ja. Danke! Den kann ich gebrauchen.“

„Sie sollten etwas schlafen.“ Er zog sich einen Stuhl dazu. „Müde werden sie nur etwas übersehen.“

Sie wusste, dass er recht hatte und doch trug sie hier die Verantwortung und die gebot ihr, wach zu bleiben. „Ich weiß. Aber ein paar Kaffee werden es schon richten.“ Sie trank einen Schluck und spürte wie der Kaffee sie belebte. Sie konzentrierte sich wieder auf die Akte vor ihr.

„Was neues aus den Gefängnisakten?“ Langston war wieder aufgestanden und goss sich ebenfalls einen Kaffee ein. Auch er schien nicht Schlafen gehen zu wollen.

„Riley sitzt dran, aber anscheinend hatte er nur wenige Besuche. Eine Frau namens Marley Sheppard hat ihn im letzten Jahr besucht. Vorher gab es nur einen einzigen Besuch.“

„Sehr beliebt scheint der ja nicht gewesen zu sein.“

„Sieht so aus. Aber es hilft uns nicht weiter, denn eine Marley Sheppard ist nicht in Las Vegas registriert.“

„Das muss nichts heißen.“ Langston wies auf den Aktendeckel. „Nicht jeder hier hält sich an die Regeln. Welche Verbindung gibt es zwischen den beiden?“

„Das versuche ich gerade herauszufinden. Wie ich gestehen muss nicht wirklich erfolgreich.“ Um genau zu sein hatte sie keine Ahnung. Marley Sheppard hatte zwar das Besucherformular ausgefüllt, registriert war sie jedoch nirgendwo. Vielleicht war es falscher Ausweis gewesen. Jedenfalls erwies es sich bisher als Sackgasse.

„Was haben wir noch?“ Langston zog die Akte heran.

„Wir wissen, dass er gegen 23.00 Uhr Ortszeit am Convention Drive auf dem Parkplatz war. Das war die Todeszeit laut Autopsie.“

„Sein Wagen wurde 20 Meilen außerhalb der Stadt gesichtet. Bleibt die Frage, was er dort wollte und was er dazwischen getan hat. Hat er von seinem ehemaligen Komplizen erfahren, was er wollte? Viele unbeantwortete Fragen. Vielleicht bringen Greg und Nick bald neue Antworten.“ 

„Vielleicht.“ Catherine hatte versucht ihre Kollegen zu erreichen. Auch Brass hatte noch nichts neues gehört. Welchen Grund hatte Dobbings gehabt in diese abgelegene Gegend zu fahren? Dort gab es nur Felsen und trockene Sträucher.

Langston trank den letzten Schluck aus seiner Tasse. „Wir sollten uns die Bänder rund um den Parkplatz am Convention Drive ansehen, vielleicht erfahren wir so mehr.“

„Ja! Gut Idee.“ Catherine sah ihrem Kollegen hinter her.

***

Die Sonne brannte und eigentlich wäre Nick lieber im Schatten geblieben, aber wenn sie hier schon tatenlos warten mussten, konnte er die Zeit auch sinnvoll nutzen. Seinen Koffer hatte er ja noch. Für Greg hatte er mit einer Decke einen Sonnenschutz gebaut. Sein Kollege lehnte mit dem Rücken an den Wagen und versuchte den Arm so ruhig wie möglich halten. Ansonsten war Nick froh, dass sich Greg halbwegs erholt und seine Benommenheit abgelegt hatte.

Nick untersuchte den Wagen des Mörders systematisch und begann im Kofferraum. Er wusste nicht viel über Dobbings, abgesehen von seiner offensichtlichen Rücksichtslosigkeit. Auch der Wagen gab nicht viel her. Einige Zigarettenkippen lagen im Aschenbecher und er schien mexikanisches Fast Food zu mögen und einen ordentlichen Appetit zu haben. Die reinste Müllhalde. Er begann alles zu sortieren und einzutüten.

„Was gefunden?“ Nick sah zum Fenster raus und zu seinem . „Nur Müll bisher.“

„Kann ich irgendwas tun? Wäre ne nette Ablenkung.“ Nick überlegte kurz und war etwas ratlos. „Gleich. Da kannst du mir bei den Analysen helfen.“

 

Nick konzentrierte sich wieder auf den Wagen und widmete sich dem Handschuhfach. Er fand etliche Quittungen von Fast Food-Restaurants und steckte den Kopf wieder durchs Fenster. „Hier. Schau die mal durch!“

 

Nick arbeitete sich weiter durch und begann sämtliche Nischen und Ritzen zu untersuchen. Nach ungefähr zehn Minuten entdeckte er einen kleinen Zettel mit einer Telefonnummer. Kein Name. Der Zettel lag im Fußraum und klemmte halb unter der Fußmatte.

 

Einige Minuten später fand er eine Seite aus einem Vegas-Reiseführer. Dort waren einige Punkte eingekreist und mit Bemerkungen versehen. Die Seite hatte in der Lüftung geklemmt, so, als wollte der Täter sie immer schnell greifbar haben. Er kletterte hinaus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne senkte sich nach und nach und die Hitze ließ bereits nach.

 

Er hoffte ihre Kollegen vermissten sie bald oder vermissten die toten Polizisten, denn in der Nacht würde es empfindlich kalt werden. Er ging um den Wagen und hockte sich zu Greg, in der Hand die Beutel mit den Beweisen. „Hilfst du mir beim Beschriften?“

 

„Ja. Klar! Wenn du meine Klaue mit  erträgst. Ich schreibe nicht gut mit links.“

 

„Oh ja, das ist allerdings ein Problem...“

 

„So schlimm?“

 

„Ich kann meist nicht mal deine Schrift lesen, wenn du keinen gebrochenen Arm hast!“ Nick sah vorsichtig zu seinem Kollegen und versuchte vom Thema abzulenken.

 

„Was sagen die Quittungen?“

 

„Dass der Kerl ein Vielfraß  und ziemlich viel durch die Gegend gefahren ist, denn er hat oft getankt für die Kurze Zeit.“ Greg wies auf die Seite des Reiseführers. „Eine Karte?“

 

„Ja, lag drinnen. Schau es dir mal an.“ Nick begann die anderen Sachen zu verpacken. Viel mehr konnten sie nicht tun bis ihre Kollegen da waren. Nur warten und warten. Er hoffte, dass Kathrin und die anderen mehr Erfolg hatten und diesen Mistkerl schnappten. „Und, kann man was damit anfangen?“

 

„Ich weiß nicht. Hier auf der Karte sind zwei Orte eingezeichnet, bei dem einen steht der Name Marley.“

 

„Und am anderen?“

 

„Nichts, nur angekreuzt. Ein Wohnblock in Sommerset.“

 

***

 

„Riley!“ Hodges lief ihr den Gang hinterher und winkte mit einem Zettel. „Warte doch mal!“

 

Riley rollte mit den Augen, bevor sie sich umwandte. Hodges war nervig. Nervig aber leider manchmal auch brillant und vielleicht lohnte es sich ja ihm zuzuhören. „Was gibt es, Hodges?“

 

„Ich suche schon die ganze Zeit nach Catherine, finde sie aber nicht. Ich habe die Tests durchgeführt. Es wäre ja eigentlich Gregs Job gewesen, aber der war nicht da und somit habe ich das mit erledigen müssen. Nicht, dass ich nicht noch andere wichtige Untersuchungen zu machen hätte, aber ich übernehme das ja gerne, um den Fall voranzubringen. Catherine wird das sicher zu schätz...“

 

„Hodges!“ Sie sah ihn streng an. „Kommen sie auf den Punkt!“

 

„Was? Ach so! Na die Erdspuren, die ich, vielmehr Greg, überprüfen sollte. Es sind ganz besondere Edelmetalle darin. Mit etwas Talent werde ich den Ort vermutlich ziemlich exakt bestimmen können.“

 

„Und was machen Sie dann hier?“

 

„Was?“ Hodges sah sie irritiert, fast beleidigt an.

 

„Warum nutzen Sie Ihr Talent nicht und stellen das fest, anstatt hier die ganze Zeit nach Catherine zu suchen, um sich loben zu lassen.“ Das war vielleicht etwas grob. Riley taten ihre Worte gleich etwas leid, aber bei Hodges kam man teilweise nicht anders ans Ziel. „Ich werde Catherine weiter geben, was Sie entdeckt haben.“

 

„Ähm...ja, alles klar!“ Hodges nahm seine Berichte und drehte sich um. Riley nahm ihren Weg wieder auf. Sie hatten bisher noch keine weiteren Spuren. Diese Frau Marley Sheppard blieb ein  Phantom. Bisher war nur klar, dass Dobbings damals ein ziemlich brutales und lukratives Ding gedreht hatte. Bei dem Raubüberfall waren zwei Wachleute ums Leben gekommen und die Beute von 3 Millionen Dollar war nie gefunden worden.

 

Auf den Überwachungsbändern waren damals drei Täter zu sehen gewesen, aber nur Dobbings war geschnappt worden und er hatte dicht gehalten. Anscheinend hatten seine Partner sich nicht an die Absprachen gehalten. Nach der Blutspur, die Dobbings hinter sich her zog, war er mehr als wütend. Sie sah auf die Uhr. Sie war jetzt schon die ganze Nacht und den halben Tag hier. Sie würde froh sein, wenn Nick und Greg sie heute Abend wieder ablösen würden.

 

***

 

Dobbings wartete und das seit einiger Zeit. Er ließ das Haus vor sich nicht aus den Augen. Irgendwann würde er auch sein Geld sehen. Mitch, der Scheißkerl, hatte versucht ihn zu verarschen. Das hätte er sich zweimal überlegen sollen. Nur war er jetzt immer noch nicht weiter. Das angebliche Versteck in der Wüste hatte ihn seinen Pontiac gekostet und er hatte sich mit der Polizei anlegen müssen. Die Kerle da oben saßen erst mal fest und sowieso hatten die Cops keine Ahnung. Idioten! War ihm auch egal.

 

Er würde sein Geld schnappen und das Land verlassen. Doch jetzt musste er erst mal seine letzte Chance auf die Kohle ergreifen. Die Chance mit Mitch hatte schließlich nichts gebracht. Der Idiot hatte ihn in die Wüste geschickt. Die Quittung dafür hatte er bekommen. Damals hatte er sich auch so dilettantisch angestellt. Ohne Mitch wäre er nie geschnappt worden.

 

Wayne hatte dicht gehalten und Marley und Mitch gedeckt. Marley hatte ihm garantiert, seinen Anteil zu verwahren, doch sie war verschwunden. Aber Wayne hatte noch etliche Kontakte und diese spielen lassen und seine alte Flamme ausfindig gemacht.

 

„Schätzchen! Du hättest mich nicht verarschen sollen.“ Mitch hatte ihm gestanden, nicht ganz freiwillig, dass er mit ihr ein Verhältnis hatte. „Jetzt kommt dein Mann zurück und zeigt dir, wen du da verarscht hast.“

 

Dobbings griff zu den Tacos auf dem Beifahrersitz.. Er hatte sich des Bullenautos entledigt und eine neue Karre organisiert. „Ich kann warten.“

 

***

 

Nick und Greg saßen schweigend nebeneinander. Sie hatten die Decke abgehängt und über die Schultern gezogen, denn der Wind war kühl aufgefrischt. Sie konnten nichts anderes tun als zu warten und das fiel nicht leicht. Nick dachte an die junge Frau da unten am Hang.

 

Immer wieder sah er auf die Uhr und dachte nach. Eigentlich hätten Greg und er ihren Dienst spätestens jetzt wieder antreten müssen. Die Frage war, wie schnell sie vermisst wurden. In der Hektik der Nachtschicht mochte ihr Fehlen vielleicht auffallen, aber bis jemand aktiv wurde, konnte etwas Zeit vergehen. Dann mussten seine Kollegen auch noch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.

 

Er spürte wie sein Freund zitterte. Greg hatte die Augen geschlossen und sichtliche Schmerzen in seinem Arm. Nick schob seinen Teil der Decke zu Greg herüber und deckte ihn damit zu. „Was ist?“

 

„Nichts, Greg. Ruh dich etwas aus. Ich kann nur nicht mehr sitzen!“ Das stimmte sogar.

 

„Ich auch nicht, aber bewegen ist vermutlich noch schlechter.“ Er zog die Decke mit dem gesunden Arm zurecht. „Verdammt kalt.“

 

„Ich weiß und es wird vermutlich nicht besser. Aber es kann nicht mehr lange dauern, bis die in der Stadt unser Fehlen bemerken.“ Nick sah sich um. „Ich schau mal, ob ich etwas Holz für ein Feuer finde.“

 

Nick ging zur Straße hoch und schaltete seine Taschenlampe ein, denn die Dunkelheit wurde immer intensiver. Er ging zum Hang und sah in das Tal herunter. Weit und breit keine Lichter. Er griff nach einem weiteren Ast. Dann würden sie halt selbst die Nacht erleuchten und Greg würde es etwas komfortabler haben. Er sah noch mal den Hang hinab, denen würde es nicht mehr helfen.

 

***

 

Riley war stinksauer und hundemüde. Die Tagesschicht war knapp besetzt gewesen und so hatten sie die Wechselschichten übernommen. Riley hatte seit zwei Stunden eigentlich Feierabend, aber weder Greg noch Nick waren aufgetaucht. „Verflucht!“ Wo waren die beiden?

 

„Entschuldigung, ich suche...“ Der Officer an der Tür sah auf seine Unterlagen. „... einen Nick Stokes. Können Sie mir sagen, wo ich ihn finde?“

 

„Der ist noch nicht im Dienst. Kann ich Ihnen vielleicht weiter helfen?“

 

„Nun. Mr. Stokes Dienstwagen wurde in einer Seitenstraße des Strips unverschlossen aufgefunden. Es... nun von dem Wagen war nicht mehr viel übrig, da scheinen sich so einige bedient zu haben.“

 

„Was?“ Rileys Gedanken überschlugen sich. „Wann haben Sie den Wagen gefunden?“

 

„Keine Stunde her. Wir wollten Sie direkt informieren. Die Kollegen sind noch vor Ort.“

 

„Rufen sie die Beamten vor Ort an. Die sollen nichts anfassen und auf uns warten.“ Sie selbst schnappte sich ihr Hand und wählte die Nummer ihrer Vorgesetzten. „Catherine, haben Sie was von Nick und Greg gehört?“

 

„Nein. Vermutlich sind sie nicht fertig geworden, wobei das ungewöhnlich ist.“

 

„Können Sie bei Brass nachhaken, ob die Beamten vor Ort sich gemeldet haben? Nicks Wagen wurde am Strip aufgebrochen gefunden. Ich fahre jetzt dort hin.“

 

Von diesem Moment lief alles Hand in Hand. Der Beamte brachte sie zum Fundort des Wagens, während Catherine Nachforschungen betrieb.

 

***

 

Die Rotoren übertönten alles und die Kälte zog in den Hubschrauber hinein. Brass und Langston versuchten, in der Dunkelheit etwas zu erkennen, doch sie war fast undurchdringlich. Mit Hilfe des Suchscheinwerfers folgte der Pilot der Piste, die zu dem Fundort des Wagens führen sollte. Sie mussten bald in der Nähe sein.

 

Brass machte sich schwere Vorwürfe. Sie hätten schon viel früher skeptisch sein sollen, dass sich weder die Tatortermittler noch Officer Larrson und ihr Seniorofficer Meyers gemeldet hatten. Jemand hätte reagieren müssen, aber niemand hatte die richtigen Schlüsse gezogen und nun hatten sie viel Zeit verloren.

 

Über den Kopfhörer richtete der Pilot ihr Aufmerksamkeit nach vorne. „Sehen Sie! Da!“ Brass sah am Piloten vorbei einen Lichtpunkt voraus. Es sah aus wie ein Feuer. Der Hubschrauber kam vorsichtig näher und offenbarte eine Straße am Hang und eine winkende Person neben einem alten Pontiac. „Das ist Nick!“

 

Langston nickte. Das war eindeutig Nick, der dort winkte. Nick gestikulierte die Straße hoch. „Ich glaube, wir sollen weiter oben landen.“

 

“Machen Sie das! Können Sie da oben landen?“

 

„Ich versuche es.“ Der Hubschrauber zog eine Schleife und in den Kegel des Scheinwerfers geriet auch kurz ein Streifenwagen am Hang. Das sah alles nicht gut aus. Wo war en die Beamten und Greg? Was machte der Streifenwagen um Fuße des Hanges?

 

Fünf Minuten später war die Maschine gelandet und es dauerte nicht lange, bis ihnen Nick auf dem Weg entgegen gelaufen kam. Doch erst als die Rotoren erstarben konnten sie ihn wirklich verstehen. „Endlich seid ihr da! Dr. Langston, Greg ist verletzt und braucht Ihre Hilfe.“

 

„Was ist passiert, Nick?“

 

„Dobbings war noch hier als wir ankamen, er hat Greg fast über den Haufen gefahren.“

 

„Was ist mit meinen Leuten? Wo sind sie? Ich hab den Streifenwagen gesehen.“

 

Dass Nick nicht direkt antwortete war Brass bereits Antwort genug. „Der Mistkerl hat sie erschossen. Sie liegen in ihrem Wagen.“

 

Brass Magen zog sich zusammen. Er kannte Mara Larrson sehr gut. Sie war noch jung und frisch verlobt, so wie er wusste. Es wurde Zeit, diesen Dobbings dingfest zu machen. „Hier lang, Ray.“ Er wies an den Straßenrand und im Schein der Taschenlampen und des Feuers erkannte er den gesuchten Pontiac. „Greg ist von dem Wagen erfasst worden. Sein Arm ist gebrochen.“

 

„Verstärkung ist unterwegs.“ Brass folgte den beiden. Greg saß an den Wagen gelehnt und sah nicht wirklich gut aus. Langston kümmerte sich gleich um ihn, während Nick Brass zur Seite nahm. „Habt ihr den Kerl inzwischen?“

 

„Nein, leider nicht. Wir haben keine Spur von ihm. Euren Wagen hat er am Strip zurück gelassen. Catherine und Riley untersuchen ihn gerade. Habt ihr hier noch was Entscheidendes finden können?“

 

„Keine Ahnung. Ein paar Quittungen und eine Karte. Sie liegt hinten bei Greg. Da stand ein Name drauf.“

 

„Welcher?“

 

„Ähm, Marley glaub ich.“ Bei Brass klingelte es. Diesen Namen hatte Catherine ebenfalls erwähnt. Brass beobachtete wie Ray seinem jungen Kollegen aufhalf. Greg war ziemlich wackelig auf den Beinen und Nick half ihm ihn zu stützen.

 

„Wir sollten Greg mit dem Heli direkt ins Krankenhaus bringen. Ein Transport durch die Wüste dauert zu lange.“

 

Brass nickte und folgte den dreien zum Hubschrauber. Am Horizont sah er bereits die ersten Scheinwerfer auftauchen. Sie würden die Beamten in den Streifenwagen über den Funk des Heli über die Situation vor Ort informieren. Sie würden die traurige Aufgabe übernehmen müssen, Officer Mara Larrson und Steve Meyers zu bergen.

 

„Alles klar, zurück nach Vegas! Sehen wir zu, dass wir diesem Kerl ausnahmsweise mal einen Schritt voraus sind. Okay, kommen Sie.“ Gemeinsam halfen sie Greg in den Heli und dieser sank erschöpft an der Seite Nicks zusammen.

 

„Starten Sie!“

 

***

 

Brass saß in seinem Wagen und wartete. Es war früher Morgen und die Sonne kam langsam hinter den Hügeln hervor. Brass bemühte sich die Müdigkeit durch den dritten Becher Kaffee zu bekämpfen. Sie waren mit fünf Teams vor Ort und warteten. An der Straßenecke stand ein Pontiac im Schatten eines Hauses. Kaum Licht und sie vermuteten Dobbings darin. Doch sie wollten auch Marley Sheppard. Also wartete Brass mit seinen Leuten.

 

Vor ihm lag der Wohnblock, der auf dem Stadtplan markiert war. Marley Sheppard war hier irgendwo und das wusste auch Dobbings.

 

Sanders wurde im Hospital versorgt und war auf dem Weg der Besserung und Brass hatte vor einigen Stunden seinen schweren Gang hinter sich gebracht und den Verlobten von Officer Sheppard über seinen Verlust informiert.

 

„Hier Team 3. Da kommt jemand aus dem Haus.“ Brass stellte den Kaffee zur Seite und nahm sein Fernglas zur Hand. Sein Blick viel auf eine langbeinige Blondine, die noch kurz in ihrer Tasche kramte und sich dabei immer wieder nervös umsah. 

 

„Alles klar!“ Sein Fernglas schwenkte zum Pontiac. Auch dort kam Bewegung auf. „Alle Einheiten bereit halten. Es geht los.“

 

Er beobachtete wie der Pontiac sich langsam in Bewegung setzte und Richtung Frau steuerte. Dobbings hielt neben der Frau an und diese schien kaum begeistert davon. „Alles klar! Zugriff! Zugriff!“

 

***

 

Nick zog sich aus dem Automaten einen Kaffee und machte sich zurück auf den Weg zu Gregs Zimmer. Er rieb sich über die müden Augen. Gregs Arm war operiert und gerichtet worden und er schlief jetzt. Er hatte es den anderen überlassen Dobbings zu schnappen. Er besah sich seine verbundene Hand. Auch er hatte einige Schrammen abgekriegt. Als er in das Zimmer ging, sah er Riley in einem Stuhl neben Gregs Bett sitzen. Auch sie sah müde aus.

 

„Hi!“

 

„Hi!“ Er zog sich den zweiten Stuhl heran. „Habt ihr ihn?“

 

„Ja! Seine Komplizin auch. Brass hat sie geschnappt und verhört sie gerade. Und eine Spur zur Beute gibt es dank Hodges auch. Wie geht es ihm?“

 

„Die Operation ist gut verlaufen. Er wird wieder.“ Obwohl er die Besorgnis seiner Kollegin verstand. Ein dicker Verband zierte seine Platzwunde an der Stirn und überall hatte er Schürfwunden. Sein Arm lag in einem dicken Verband. „Er hat Glück gehabt.“

 

„Ihr beide!“ Riley machte es sich bequem und schloss die Augen.

 

„Du solltest Heim fahren.“

 

„Zu müde.“

 

„Wie wäre es mit einem Kaffee?“

 

„Hhmmm.“ Riley schien ihn schon gar nicht mehr zu hören.

 

„Schlaf gut!“

 

 

Ende Jutta Flaßhove Januar 2011



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